06.05.2016
Kaufmann – Moore
Michael Moore (Klarinette, Altsaxophon)
Achim Kaufmann (Klavier)
Trio Lauer-Westergaard-Smith + Almut Kühne
Almut Kühne (Gesang)
Johanes Lauer (Posaune)
Jonas Westergaard (Kontrabass)
Joe Smith (Schlagzeug)
07.05.2016
Nautilus
Hayden Chisholm (Saxophon)
Jürgen Friedrich (Klavier)
Robert Lucaciu (Kontrabass)
Philipp Scholz (Schlagzeug)
Yellow Bird
Manon Kahle (Gesang, Violine, Ukulele, Banjo)
Lucia Cadotsch (Gesang, Percussion)
Ronny Graupe (Gitarre, Bass, Banjo)
Uli Kempendorff (Klarinette, Bassklarinette)
Michael Griener (Schlagzeug, Percussion)
06.05.2016 – Beginn: 20:00 Uhr
ACHIM KAUFMANN – MICHAEL MOORE
Michael Moore (Klarinette, Altsaxophon)
Achim Kaufmann (Klavier)
www.achimkaufmann.com/kaufmannmoore.html
Achim Kaufmann und Michael Moore spielen seit 1998 zusammen, dokumentiert vor allem durch Kaufmanns Projekte double exposure, gueuledeloup quartet und trio kamosc.
Der kanadische Journalist Greg Buium (down beat) bezeichnete die CDs dieser Bands als „models of some of the finest forward-thinking chamber jazz coming out of Europe today“.
Ende 2013 erschienen nun 3 CDs im Duo mit unterschiedlichen Repertoires, aufgenommen bei zwei Sitzungen in Berlin: Auf nothing something ist (beinahe) alles improvisiert, something nothing enthält Kompositionen von Kaufmann und Moore, und furthermore ist ein Tribut an den früh verstorbenen Pianisten und Komponisten Herbie Nichols.
Diese Vielfalt ist charakteristisch für die musikalischen Interessen der beiden Musiker, die in teils sehr unterschiedlichen Kontexten zu hören sind. Moore und Kaufmann verbindet neben einem offenen, pluralistischen Musikverständnis eine ausgeprägte Klangsensibilität und ein im Laufe der Jahre entwickeltes hochgradig intuitives Zusammenspiel – scheinbar unauffällige Details werden zu Katalysatoren für spontane Richtungsänderungen, angedeutete Harmoniewechsel werden instinktiv verstanden und fortgesponnen, Kontraste werden ausgelebt.
Die erste CD, nothing something, enthält zwölf Stücke, die ohne jegliche Absprachen entstanden sind und die oben beschriebene Spielhaltung in Reinform (mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen) widerspiegeln. Der dreizehnte Titel, quurus, basiert auf einer kompositorischen Vorgabe Achim Kaufmanns und schlägt eine Brücke zur zweiten CD, auf der dieses Stück in einer kontrastierenden Version enthalten ist:
something nothing legt den Fokus auf Kompositionen der beiden Protagonisten, wobei die Grenze zwischen Geschriebenem und Improvisierten fliessend ist. Manche dieser Stücke sind aus der Erfahrung des gemeinsamen Zusammenspiels entstanden und verwerten aus der Improvisation gewonnene Strategien. Oder sie führen improvisatorisch anmutende Elemente zurück in den Spielfluss, wo sie dann Verwirrung stihen können.
Bei anderen Stücken steht schlicht und einfach eine Melodie im Vordergrund, es wird ein Klangraum geöffnet, in dem sich beide Musiker frei bewegen, der aber auch durch manchmal bizarre Hintertüren wieder verlassen werden kann.
furthermore, die dritte CD, ist die wahrscheinlich jazzigste dieser Serie. Im Mittelpunkt stehen Kompositionen des 1963 verstorbenen, zu Lebzeiten kaum beachteten Pianisten Herbie Nichols. Nichols‘ Stücke sind kleine Meisterwerke voller merkwürdiger harmonischer Wendungen und formaler Überraschungen, gespeist aus Einflüssen europäischer Klassik (Beethoven? Schostakowitsch?), karibischer Melodien, Bebop und Stride Piano. Nichols‘ Werk ist fast so etwas wie ein Gegenentwurf zum alltäglichen Jazzvokabular und als solcher ein idealer Ausgangspunkt für die Duo-Exkursionen von Kaufmann und Moore.
Das Programm wird abgerundet durch Yellow Violet von Andrew Hill, der wie Nichols karibische Wurzeln hatte, und De glazen muur, eine Nichols-inspirierte Komposition aus der Feder von Achim Kaufmann.
06.05.2016 – Beginn 21:30 Uhr
ALMUT KÜHNE SOLO
TRIO LAUER WESTERGAARD SMITH
TRIO LAUER WESTERGAARD SMITH + ALMUT KÜHNE
Almut Kühne (Gesang)
Johanes Lauer (Posaune)
Jonas Westergaard (Kontrabass)
Joe Smith (Schlagzeug)
johanneslauer.de/trio
www.almutkuehne.com
Johannes Lauers Trio mit dem dänischen Kontrabassisten Jonas Westergaard und dem amerikanischen Schlagzeuger Joe Smith ist geradezu ein Prototyp dafür, wie man Ererbtes nicht als Last empfinden kann, sondern als Voraussetzung des Freiwerdens. Spielfreudig, subtil und gleichzeitig massiv umtanzt es Standards wie „Joshua Fit The Battle Of Jericho“ oder „Sometimes I Feel Like A Motherless Child“, widmet sich der gemeinsamen Liebe zum Swing und den Songs der Billie Holiday. Dem fügt es eigene Stücke hinzu, die den Geist der Ahnen im Heute verorten.
Heftig werden die Melodien variiert, um und um gewendet, bis die Beine zucken. Das ergibt kühne Sprünge aus vorbeschrifteten Schubladen, ist voller Hingabe und ein großartiges Live-Erlebnis. Diese Musik ist handgemacht, randvoll mit Power und unverkopften Finten. Sie spielt wohlig mit der Tradition und ist doch alles andere als ein Nostalgieprojekt ohne Vision. In der Summe ist das ein musikalisches Bekennerschreiben und eine mitreißende Verbeugung vor den Ahnen einer großen und vitalen Geschichte.
Geschichte hat immer schon stattgefunden. Müßig wäre es, das ignorieren zu wollen, arrogant und überflüssig. Man muss das Rad nicht neu erfinden, sein Funktionieren aber lässt sich perfektionieren. Dazu aber muss man sein Handwerk gelernt haben, zupacken können und wollen. Die Posaune ist ein zupackendes Instrument, jedenfalls dann, wenn so einer wie Johannes Lauer sie spielt.
Er bringt sie zum Singen und Swingen. Ledern oder metallisch lässt er sie klingen, balladesk oder mit angezogenem Tempo. Zeitlos ist das, weil es über den Tag hinausweist, voller Kraft und eben deswegen so plausibel, weil es nie seine Erdverbundenheit verliert. So kann der Augenblick immer währen, weil der Funke des Enthusiasmus überspringt auf den Hörer.
Joe Smith ist ein Schlagzeuger, der mit den Besen schmeicheln kann und immer wieder punktgenau akzentuiert. Komplett stellt er seine stupende Technik in den Dienst der Musik, die er virtuos und trickreich voranbringt. Wie auch Jonas Westergaard ist er viel zu gut, um die anderen überrumpeln zu wollen. Der Bassist kann straight treiben oder melodische Kontrapunkte setzen, kann wie alle hier mit dem Blick zurück nach vorn aufbrechen.
Diese energie- und zuneigungsvolle Musik ist ein Fest für den Hörer, sie hat Druck, Dreck und Dringlichkeit.
(Ulrich Steinmetzger)
Almut_Kuehne
Die Sängerin Almut Kühne lebt in Berlin. Sie ist international gefragte Solistin für zeitgenössische Musik, alte Musik, Jazz, Chanson, Musiktheater – und sie improvisiert, jegliche Kategorien vergessen machend. Neben ihrem Solo-Projekt, für das sie 2009 den Berliner Studio-Preis gewann, arbeitet sie in unterschiedlichen Ensembles zusammen mit Musikern wie Georg Graewe, Anthony Coleman, Gebhard Ullmann, Tristan Honsinger, Achim Kaufmann und Kresten Osgood oder mit dem Dresdner Kammerchor.
Zu ihren jüngsten Projekten, welche auch Tanz, Poesie und Video mit einbeziehen, gehören „Dowland Waters“ – basierend auf der Musik von John Dowland – und „ELSA ELSA!“, eine Hommage an die DADA-Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven. 2011 folgten ihrer Einladung zum „Lustwandeln im Körper“ und „Lustwandeln im Wort“ in einer ehemaligen Tresorfabrik in Berlin-Wedding sowie „Wandeln zwischen den Welten“ in Yadegar Asisis Dresdner Panometer insgesamt über 70 Poeten, Musiker, Künstler, Tänzer und Schauspieler.
07.05.2016 – Beginn 20:00 Uhr
NAUTILUS
Hayden Chisholm (Saxophon)
Jürgen Friedrich (Klavier)
Robert Lucaciu (Kontrabass)
Philipp Scholz (Schlagzeug)
Als würde eine Blüte sich öffnen
Glücksfälle sind nicht unbedingt planbar. Manchmal aber ergeben sie sich, wenn die Bedingungen stimmen. Bassist Robert Lucaciu und Schlagzeuger Philipp Scholz sind als rege Organisatoren Konstrukteure solcher Bedingungen. In vielerlei Konstellationen sind sie überdies ein bestens eingespieltes Duo für den tieferen Grund und die detailscharfe Basis diverser Bands. Als Aktivposten der Leipziger Szene weit über das Umfeld der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy hinaus sprühen sie vor Ideen. Eine ihrer besten war es, für Konzerte innerhalb ihrer „Reihe2“ den Saxofonisten Hayden Chisholm und den Pianisten Jürgen Friedrich einzuladen.
In Neuseeland geborener Weltbürger ist der eine mit Wohnsitzen in New York, Barcelona, Berlin, aktuell in Belgrad und Köln. Unterwegs hat er seinen ganz eigenen Ton entwickelt. Mild ist der, geschmeidig, mikrotonal, abstrakt und doch unverwechselbar sinnlich. Nils Wograms Root 70 hat er ihn ebenso eingespeist wie einigen der besten Platten des Rockweisen David Sylvian oder des elektronischen Soundbastlers Burnt Friedman. Klänge für Rebecca Horns Installationen hat er geschaffen und immer wieder neue Umgebungen für seine Klangarchitekturen.
Auch für Jürgen Friedrichs „Monosuite“ für Streichorchester und Jazzquartett war er die Saxofonstimme. Friedrich lehrt Komposition in Mannheim und Piano in Köln. Er denkt in Konzepten von größerem Zuschnitt, liebt weite Strukturen, die er wach und facettenreich füllt. Er sucht die Reduktion auf Wesentliches in spannenden Konstellationen und das Abenteuer auch in kleinen Bands. Mit Lucaciu und Scholz hat er schon gejammt, da waren sie noch keine zwanzig, weil er als Jurymitglied vom Schlagzeugspiel des Philipp Scholz beeindruckt war. Später haben sich die beiden vorgenommen, Friedrich nicht nur als Komponisten in eine musikalische Liaison mit Chisholm zu bringen, sondern in einem Livequartett – ein unerschrocken ambitioniertes Unterfangen. Vom Start weg war es gar nicht erst ihr Plan, die Sternstunde mit gängigen Standards zu verschenken. Vielmehr agiert dieses faszinierende Quartett auf einem Abenteuerspielplatz im Offenen.
Die Räume sind nicht zugestellt, mal irrlichtern ein paar Töne aus einer César FranckSonate durch die Szenerie, mal Andeutungen von Jazzpattern, mal Songhaftes, immer ist man eng beeinander, wenn man die Stückstorys fortschreibt. Aus winzigen kompositorischen Informationen wird in gegenseitigem Geben und Nehmen ein ganz und gar eigener Sound destilliert. Die Musik schillert und schimmert in tausendundeiner Nuance. Sie schreitet souverän voran, ohne an Notenblättern oder anderen Vereinbarungen zu kleben. Ein Workflow ist das, ein intimes Reagieren fern der Geschwätzigkeit.
Hier muss nicht solistisch aufgetrumpft werden. Hier gibt es keine Kraftmeierei, kein Höher-Schneller-Weiter. Vielmehr zählt das sensible Reagieren, der freie Flug der Ideen, das traumwandlerische Vorwärts in einem intimen Abenteuer miteinander. Das Wir ist dem Ich übergeordnet. Immer neue Konstellationen entwickeln sich in diesen milden Aufbrüchen, in diesem betörenden Fluss, in diesem linden und doch kraftvollen Zusammenschmelzen der Ideen.
Doch die vielleicht größte Qualität dieser präzise spontanen Musik ist es, wie sich ihre kluge Dringlichkeit dem Hörer mitteilt. Spannung, Sensibilität und Ereignisfülle laden ein, dieser hoch emotionalen Reise zu folgen, einzutauchen in dieses sensibel austarierte Geflecht aus Klängen. Die Schönheit dieser Musik öffnet sich wie eine Blüte. Das Abrufen von Vorgefertigtem ist ihr ebenso fremd wie das Beflissene. Was zählt, ist die ausgewogene Ausdehnung des Moments. Hin und wieder nur gibt es diese Glücksfälle…
– Ulrich Steinmetzger
07.05.2016 – Beginn 21:30 Uhr
YELLOW BIRD
Manon Kahle (Gesang, Violine, Ukulele, Banjo)
Lucia Cadotsch (Gesang, Percussion)
Ronny Graupe (Gitarre, Bass, Banjo)
Uli Kempendorff (Klarinette, Bassklarinette)
Michael Griener (Schlagzeug, Percussion)
Die Berliner Band Yellow Bird spielt FolkBluegrassCountryRoots-Musik mit Seele, Herz und Charisma.
Beflügelt von einer fantastischen Rhythmusgruppe, steht bei Yellow Bird die besondere Zweistimmigkeit des amerikanisch-schweizerischen Sängerinnenduos im Vordergrund: Manon Kahle aus Vermont, USA und Lucia Cadotsch aus Zürich. Manon wuchs im Vermonter Hinterland auf und lernte traditionelle Musik und Folksongs von der Pike auf. Sie tourte international mit dem Village Harmony Chor und hatte eine Irish Folk Band. In Berlin fand sie die perfekte Gesangsschwester in Lucia Cadotsch, die ganz Europa mit ihrer preisgekrönten Band “Schneeweiss und Rosenrot” bereist und bespielt hat.
Das Quintett wird komplettiert durch drei Musiker aus der vordersten Reihe der Berliner Jazzszene: Ronny Graupe an den Gitarren, Uli Kempendorff an den Klarinetten und Michael Griener am Schlagzeug.
Yeehaw!
REVIEWS
Der Sound von Yellow Bird elektrisiert durch die Spannungen, die hier das Nebeneinander authentischer Form und gewitzter Interpretation generiert. Die alten Traditionen tönen dabei eigenartig an die Gegenwart an – die einstige Durchlässigkeit der Stile und Grooves lässt nun an die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen in der musikalischen Aktualität denken.
– NZZ
„Nur der erste Eindruck vermittelt, dass die Berliner Band Yellow Bird etwas „altraverisch“ (Wienerisch für altmodisch) sein würde. Im Gegenteil: das Quintett strotzt vor Individualität, Nonkonformismus und musikalischem Witz…
– CONCERTO
Vier Konzerte mit unglaublich schöner und inspirierender Musik.
Vielen Dank: Michael Moore, Achim Kaufmann, Almut Kühne, Johannes Lauer, Jonas Westergaard, Joe Smith, Hayden Chisholm, Jürgen Friedrich, Robert Lucaciu, Philipp Scholz, Manon Kahle, Lucia Cadotsch, Ronny Graupe, Uli Kempendorff, Michael Griener.
Ein großer Dank geht auch an den Seidlvilla Verein e.V. der uns diesen wunderbaren Ort zur Verfügung gestellt hat und an die Geschäftsführerin Johanna Brechtken für die tolle Zusammenarbeit.
Danke an die Grafikerin Joana Leal, die seit vielen Jahren die Flyer für die regelmäßige Konzertreihe gestaltet und nun auch zum zweiten Mal das komplette Festival Design entworfen hat.
Und ein Dankeschön an das Team vom Bayerischen Rundfunk, das alle Konzerte aufgezeichnet hat – ganz besonders an Uli Habersetzer für die kreative Zusammenarbeit und die tollen Ansagen…
Alle Konzerte wurden vom Bayerischen Rundfunk aufgezeichnet.
Sendetermine auf BR-KLASSIK:
Freitag, 08. Juli 2016 / BR Jazzclub
Dienstag, 26. Juli 2016 / Piano and Straight
Freitag, 12. August 2016 / BR Jazzclub
In Kooperation mit BR-KLASSIK
Gefördert durch den Bezirksausschuss 12 Schwabing-Freimann und die Kulturstiftung der Stadtsparkasse München