Alle Artikel von “jazzplus

14.02.2017_Ronny Graupes Spoom

Ronny Graupe (7-seitige Gitarre)
Jonas Westergaard (Kontrabass)
Christian Lillinger (Schlagzeug)

„Ronny Graupe ist eines der hoffnungsvollsten Talente im deutschen Jazz“, schreibt das Schweizer Magazin Jazz’n More und ergänzt: „Mit seiner Traumbesetzung befindet er sich auf einem guten Weg.“ Diese Besetzung nennt sich auch Spoom und besteht aus dem Gitarristen Ronny Graupe, Bassist Jonas Westergaard und Schlagzeuger Christian Lillinger, allesamt bekannte Größen der Jazzszene. Als „Meeresbrandung trifft auf kreativen Urknall“ erklärt Graupe den lautmalerischen Namen seiner Band. Die Musiker fanden bereits 2004 zusammen und legen nun mit The White Belt ihr zweites PIROUET-Album vor. Darin beschwört das Trio um Ronny Graupe den steten musikalischen Neubeginn.

Der Name des Albums The White Belt verweist auf Graupes Verständnis von Musik. The White Belt, der weiße Gürtel, werde zwar von Anfängern getragen, so Graupe. „Für mich ist er jedoch der wichtigste von allen, denn er steht für Offenheit, für das Infragestellen. Als Anfänger kannst du nicht auf etwas Altbewährtes zurückgreifen.“ Das gelte auch in der Musik. The White Belt steht für den unbekannten Weg, den man beschreiten muss, den ständigen Neuanfang. Dabei begleiten ihn zwei Weggefährten, die sich ebenso gerne auf unbekanntes Terrain wagen.

Perkussives Riff und weißes Rauschen
Den dänischen Bassisten Jonas Westergaard traf Ronny Graupe während des gemeinsamen Studiums am Rytmisk Music Conservatory in Kopenhagen, Dänemark. Eine musikalische Liebe auf den ersten Blick. „Als ich ihn das erste Mal gehört habe, wusste ich, dass ich mit ihm spielen will“, erinnert sich Graupe. Jonas Westergaard zog es nach dem Studium zunächst nach New York, wo er mit Jazz-Größen wie Tim Berne, Herb Robertson und Oliver Lake spielte. Seit seinem Umzug nach Berlin gehört er zur festen Stütze der zeitgenössischen Jazzszene.

Einen „Drum-Revoluzzer“ nennt DER SPIEGEL den Schlagzeuger Christian Lillinger. Er spielte unter anderem mit Rolf und Joachim Kühn, Alexander von Schlippenbach und John Tchicai. Sein 2015 bei PIROUET erschienenes Album Grund erntete Kritiker-Lob und Bandkollege Graupe weiß: „Er hat eine Energie, die alles auf eine andere Ebene hebt.“

Ronny Graupes Spiel beschreiben die London Jazz News als „changierend zwischen perkussiven Riffs und weißem Rauschen. Manchmal spielt er lange Linien im Hintergrund, oder Blues, oder verzerrte Rock-Phrasen. Präzis, virtuos, verspielt.“ Die Liste seiner musikalischen Referenzen ist lang. Unter anderem stand er mit Richie Beirach, Joachim Kühn, Chris Speed und Pablo Held auf der Bühne.

Auf den Leib komponiert
„Mit Jonas und Christian verbindet mich der Drang, immer weiter in die Tiefen der Musik einzutauchen“, erklärt Graupe. Die CDs der Band sind Momentaufnahmen dieses Prozesses. The White Belt ist die dritte gemeinsame Veröffentlichung und der Hörer kann die künstlerischen Weiterentwicklung des Trios von Aufnahme zu Aufnahme mitverfolgen. In manchen Stücken ist der Verlauf kompositorisch vorherbestimmt; Improvisationsteile unterstützen dabei den Verlauf der Komposition. In anderen Stücken ordnet sich dagegen die Komposition der Improvisation unter. Im Stück Szenen auf dem Lande verzichtet Graupe gleich ganz auf einen komponierten Rahmen. Ob mit oder ohne Vorgabe, alle Musiker agieren gleichberechtigt. Das ist Ronny Graupe ebenso wichtig wie die Tatsache, dass er alle Stücke speziell für dieses Trio geschrieben hat und sie auch alle nur von diesem Trio gespielt werden. „Die Stücke entfalten ihren Klang nur in diesem Trio, nur mit diesen Musikern, nur mit diesem Repertoire“ betont der Berliner Musiker.

Neue musikalische Sprache
Das Stück Kappler Drehe (der Name einer Straßenkurve im Chemnitzer Westen) scheint von Anfang an gradlinig zu swingen. Doch aufgepasst, in Graupes Stücken ist selten
etwas so, wie es scheint. Die schwerelose Melodie von Sunset Setting fängt die Ruhe und das Schwebende der Abendstimmung ein. Die Sonne geht unter und verglüht schließlich im Meer. Elfenau (eine Art Herrenhaus am Ufer der Aare in Bern) ist eine Ballade, die an das Visionäre grenzt; geerdet durch Jonas Westergaards warmes bodenständiges Bass-Solo. In The White Belt, ein Stück für Sologitarre, startet Graupe mit einem volkstümlichen Dreiviertel-Feeling, das in ein verblüffendes Spektrum aus improvisierten Farben und Texturen mündet. In Conduct übernimmt das Schlagzeug die Führung. „In diesem Stück wird mit der Time, also im weitesten Sinne mit dem Rhythmus gespielt“, erklärt Graupe. „Man kann hinten, vorne oder in der Time spielen, schneller oder langsamer werden. Das hängt vom Bezugspunkt ab. In diesem Stück bestimmt das Schlagzeug über weite Teile die Interpretation der Time und die anderen Spieler folgen.“ In Iberia deutet sich das Spanien der Zukunft an. Bass und Schlagzeug bilden rhythmische Kontraste zu den fließenden Linien Graupes. Den Abschluss bildet das berückend schlichte und ätherische Anioł (Engel auf Polnisch).

Mit The White Belt erschafft Graupe aus der Asche der alten eine neue Sprache. Damit kreieren die Musiker eine persönliche Ästhetik und erfüllen meisterhaft ihren eigenen Anspruch: den musikalischen Neubeginn.

ronnygraupe.com

Foto © Katrin Lillinger

10.01.2017_Spillmann / Held

Pablo Held (Klavier)
Matthias Spillmann (Trompete)

„100 Years of Songs“

Schon bei den ersten Tönen, die Pablo Held und Matthias Spillmann zusammen intonieren wird klar: Hier sind nicht nur zwei herausragende Instrumentalisten am Werk, sondern zwei Geistesverwandte. Während jeder für sich einen persönlichen Stil, eine eigene Klangfarbe entwickelt hat, heben sich diese Kategorien im Zusammenspiel beinahe auf. Trompete und Klavier erscheinen wie zwei Bereiche eines gemeinsamen Klangspektrums. Statt einen Dialog zu führen, erzählen die Zwei eine Geschichte mit doppelter Stimme.
Die Basis dafür liefern Lieder unterschiedlichster Provenienz. Klassiker von George Gershwin oder Billy Strayhorn finden im Repertoire ebenso Platz, wie aktuelle Popsongs von Sophie Hunger oder Leslie Feist, bis hin zu „Kunstliedern“ von Alban Berg und Wayne Shorter. In ihren ausladenden Interpretationen lassen sich Spillmann und Held von der gefühlten Kernaussage der Lieder ebenso leiten, wie von ihrer gemeinsamen Intuition und der kompromisslosen Hingabe an das Abenteuer „Improvisation“.

Das Album „100 Years Of Songs“ ist auf dem Label „Musiques Suisses“ erschienen.

Pressestimmen

«In ihrem austarierten Duo bleiben Spillmann und Held konzentriert im Hier und Jetzt. Ihr improvisiertes Spiel vollzieht sich in reiner Gegenwart, in der Vorwissen und Erfahrung absorbiert und gebannt werden.»
(Ueli Bernays, Neue Zürcher Zeitung 18.2.2016)

«Pablo Held lässt uns staunen mit seinen so überaus unterschiedlichen Texturen… Spillmann lässt einen nie vergessen, dass der Ausgangspunkt dieses Albums stets das Sangliche war.»
(Christoph Merki, Tages Anzeiger 14.6.2015)

«Ihr Ansatz liegt in einer findigen Kunst der melodischen Lyrik, die beglückt und oft überrascht.»
(Frank von Niederhäusern, Kulturtipp 16/15)

«Spillmann und Held im Duo – das passt. Nicht ein bisschen, sondern ganz.»
(Steff Rohrbach, Jazz’n’more 5/2015)

Pablo Held (*27.12.1986) wuchs in einer Musikerfamilie in Hagen auf. Schon früh kam er durch seine Eltern in Berührung mit Musik verschiedenster Herkunft. Als vierjähriger bekam er ersten Schlagzeugunterricht, mit zehn Jahren wechselte er zum Klavier und begann mit 18 Jahren sein Jazzklavierstudium in Köln bei John Taylor und Hubert Nuss, welches er mit Auszeichung abschloß. Pablo machte vor allem mit der Musik seines Trio und seines großen Ensembles GLOW auf sich aufmerksam, ist aber auch als Sideman in verschiedenen Projekten in der europäischen Jazzszene aktiv. Konzertreisen führten Pablo um die ganze Welt.

Es enstanden unter anderem Zusammenarbeiten mit Dave Liebman, Tom Harrell, Till Brönner, Johannes Enders, Jochen Rückert, Chris Potter, WDR BigBand, NDR Bigband, Eric Vloeimans, Dre Pallemaerts, Claudio Puntin, Claus Stötter, Manfred Schoof, Julian Argüelles, Kit Downes, Henning Sieverts, Nils Wogram, Wolfgang Muthspiel, Ted Poor, Matthieu Michel, Domenic Landolf, Jason Seizer, Donny McCaslin…
Pablo Held ist auf über 20 Tonträgern zu hören. Seine eigenen CDs, veröffentlicht auf Pirouet Records, wurden von der weltweiten Fachpresse hochgelobt; „Music“ und „Glow“ wurden mehrfach zur „CD des Monats“ in verschiedenen Magazinen und Blogs gewählt. Auf der aktuellen CD trifft sein Trio auf den amerikanischen Stargitarristen John Scofield.
Pablo ist Empfänger des Westfalen-Jazzpreises (2009), des WDR Jazzpreises (2011) und des Horst & Gretl Will Stipendiums der Stadt Köln (2012) und das Pablo Held Trio erhält den SWR Jazzpreis 2014.

Matthias Spillmann (*15.4.1975) wurde in früher Jugend durch eine Miles Davis-Platte musikalisch infiziert. Neben Miles zählt er Kenny Dorham, Tom Harrell, Duke Ellington, Gil Evans, Muddy Waters und die Beatles zu seinen frühen musikalischen Einflüssen. Mit neunzehn entschied er sich für eine professionelle Musikerlaufbahn. Es folgte ein Studium an der Swiss Jazz School, sowie Studien an der New School in New York City. Zu seinen Lehrern zählen der belgische Trompeter Bert Joris, sowie Jimmy Owens, Richie Beirach und Reggie Workman.

Spillmann konzertierte mit Joe Lovano, Clark Terry, Gary Burton, Benny Golson, Sophie Hunger, Jojo Mayer, Gianluigi Trovesi, Franco Ambrosetti, Bob Berg, Randy Brecker, Bob Mintzer, Malcolm Braff, Tyshawn Sorey, Peter Evans und vielen anderen.
Mit seiner Band MATS-UP hat er bereits sechs Alben veröffentlicht und unzählige Konzerte gespielt. MATS-UP wurde u.a. für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik und den BMW World Jazz Award nominiert und hat beim ZKB Jazzpreis den 2. Preis erhalten, sowie den mit CHF 25’000.- dotierten „Moods Blues & Jazz Award“ gewonnen.

Mit dem Quartett MAT-DOWN kreiert er eine avantgardistische Ambientmusik, mit der Space-Folk Combo „Grünes Blatt“ erfindet er ganz eigenständige Versionen rumänischer Volkslieder und als Mitglied des Lucerne Jazz Orchestra und Lauer Large ist er Teil von zwei der innovativsten Großformationen Europas. Er tritt auch immer wieder als Gast mit interessanten Crossover-Projekten in Erscheinung, so z.B. in Gianluigi Trovesis „BergHeim“ Projekt, dem Ensemble für Neue Musik Zürich oder mit der Avantgarde Combo Steamboat Switzerland.

www.matthiasspillmann.ch | www.pabloheld.com

13.12.2016_Andreas Dombert_“35″

Andreas Dombert (Gitarre, Komposition)
Andreas Lang (Kontrabass)
James Maddren (Schlagzeug)

Die „35“ kommt daher wie ein Statement. Ein sehr persönliches, denn Andreas Dombert nimmt sein Alter zum Anlass, den Status Quo zu obduzieren und ein erstes Resümee zu ziehen. Zum ersten Mal präsentiert der Gitarrist seine eigene Musik im Trio – kompromisslos und offenherzig. Das Ergebnis ist „35“ – ein Album, mit dem Dombert seine musikalischen Wurzeln freilegt und sein Innerstes preisgibt.

Seine Kinderstube ist die klassische Musik. Von dort kommt Andreas Domberts Vorliebe für wunderschöne Melodien. Sie sind sein Anker, wenn er in die Weiten der Improvisation aufbricht. Sie und die improvisatorische Freiheit bilden das Spannungsfeld, in dem sich Dombert bewegt, wenn er seine eigene Spielart des Jazz kreiert – geerdet, energetisch und zeitgemäß. Im Zentrum seiner Kompositionen stehen oft einfache Akkorde: Dreiklänge mit Terz (3) und Quinte (5) bilden die Basis, von der er seine Ausflüge in komplexere Gefilde startet. Auch wenn er in anderen harmonischen Sphären schwebt, kommt er früher oder später auf dieses Fundament zurück. Und so ist der Albumtitel „35“ auch als Anspielung darauf zu verstehen.

Mit derartigen sinnbildlichen Querverweisen spielt Dombert gerne. Titel wie „The One And The Infinite Two“ oder seine acht „Shades“ zeugen davon. Diese improvisierten Miniaturen streut er zwischen seine Kompositionen, um damit die gewöhnliche Albumstruktur aufzubrechen. Dass ihre Anzahl der Quersumme von „35“ entspricht, ist kein Zufall. Diese Liebe zum Detail allerdings kommt der Musik nie in die Quere. Domberts durchweg selbst komponierten Stücke finden den direkten Weg zu den Emotionen der Hörer. Sie sind geprägt von einer warmen Melancholie und seinem untrüglichen Gespür für starke Melodien und weite Klangräume.

„35“ ist für Andreas Dombert persönliche musikalische Bestandsaufnahme und Destillat aus seinen Erfahrungen der vergangenen Jahre. Er hat mit Weltstars wie Pat Martino, Larry Coryell, Philip Catherine, Ulf Wakenius oder Airto Moreira zusammengearbeitet und wurde mit seinem Gitarrenquartett „Night of Jazz Guitars“ bei internationalen Festivals gefeiert. Als Kopf seiner preisgekrönten Band „Dombert´s Urban Jazz“ experimentiert er mit Elektronik-Einflüssen und Sprachsamples.

Für seine Trio-Tour hat er sich zwei seelenverwandte Mitstreiter an die Seite gestellt: den Londoner Schlagzeuger James Maddren und den Dänischen Bassisten Andreas Lang. James Maddren gilt als europäischer Shootingstar. Er spielte mit Jazzgrößen wie Kenny Wheeler, Norma Winstone und Gwilym Simcock. Der Bassist Andreas Lang kommt ursprünglich von einer Insel in Süd Dänemark. Er hat mit sechzehn Jahren angefangen Bass zu spielen und mit einundzwanzig Jahren an der Karl Nielsen Academy of Music in Odense Musik zu studieren. Er bekam dort Unterricht beim Bassisten Bo Stief und hat in Dänemark mit Musikern wie Anders Mogensen, Hans Ulrik, Kresten Osgood, Håvard Wiik und Mads la Cour gespielt. 2007 ist er dann nach Berlin gezogen und spielt dort mit Felix Wahnschaffe, Rudi Mahall, Christian Lillinger, Oliver Steidle, Gunter Hampel, Henrik Walsdorf und vielen anderen.

Zwei Musiker, die Andreas Domberts Kompositionen und Ideen nicht nur mühelos aufgreifen, sondern diese mit ihm vollenden. Da wird aufgelöst und wieder zusammengefügt, da wird abstrahiert und konkretisiert. Mit schönsten Harmonien, atmosphärischen Entdeckungsreisen und musikalischem Erfindungsreichtum kreiert Andreas Domberts Trio mit dem Programm „35“ eine faszinierende Klangwelt.

www.andreasdombert.de

08.11.2016_Triebwerk Hornung

Wanja Slavin (Saxophon)
Ludwig Hornung (Fender Rhodes)
John Schröder (Schlagzeug)

Wanja Slavin, John Schröder und Ludwig Hornung bilden das „Triebwerk“, dessen Bestreben es ist, stets ein hohes Maß an Energie, Abwechslungsreichtum und Dichte zu erreichen, was durch die intime Besetzung unterstützt, beziehungsweise forciert wird.

Überbordende, ausladende Passagen haben ebenso eine Daseinsberechtigung wie lyrische und fragile Momente; die Kommunikation untereinander steht über Allem. Stilistisch dem Jazz verschrieben, finden sich Elemente des Rock, des Drum and Bass sowie der Freien Musik zusammen zu einem homogenen Gemisch, das den Hörer mal fordert, mal einlullt, jedoch nie langweilt.

In John Schröder, längst einer der wichtigsten, versiertesten und einflussreichsten Musiker der deutschen Jazzszene, und Wanja Slavin, Innovator und festes Bestandteil des Berliner Jazzgeschehens, fand Initiator und Spiritus rector Ludwig Hornung die geeigneten Weggenossen, seine Klangvorstellungen umzusetzen.

www.soundcloud.com/Triebwerk-Hornung

11.10.16_Hendrika Entzian Quartett

Matthew Halpin (Saxophon)
Simon Seidl (Klavier)
Hendrika Entzian (Kontrabass)
Fabian Arends (Schlagzeug)

Die Musik des Kölner Quartetts um die Kontrabassistin Hendrika Entzian lockt mit akustischen Klängen, songartigen Strukturen und melodischen Bögen. Detailscharf changiert die Band zwischen Komposition, Interaktion und Improvisation. Im April ’15 erschien „Turnus“ (Traumton Recs.), das Album des 2012 gegründeten Quartetts. Die facettenreichen Stücke wirken gleichzeitig modern und zeitlos, setzen sich bewusst von kurzlebigen Trends ab, vereinen unaufdringliche Eleganz und subtile Energie.

Pressestimmen

,, Zwei Sachen bringt das Hendrika Entzian Quartet auf den Punkt. Das eine ist die famose Fähigkeit aller Beteiligten Künstler, zuhören zu können. (…)
Und zweitens erzeugt die Formation eine musikalische Ausstrahlung, die zeigt, dass es nicht unbedingt ein Soloinstrument, ein Führungsinstrument geben muss. Wenn nur jeder seine Impulse gibt, die ausklingen dürfen, und die anderen lauschen, bis der letzte Ton des Vorschlags verklungen ist, um anschließend in Ruhe zu reagieren. Handgemacht, ganz ohne Effekte oder sonstigen Schnick-Schnack. Dann ist er da, der warme, weite, ruhige Bögen schlagende und klare Klangkosmos vom Hendrika Entzian Quartet. Und noch eins widerlegen die Musiker um Hendrika Entzian: Ausgiebiges Zuhören und Spontaneität gehen bestens zusammen. Wenn der musikalische Ausdruck noch ein wenig eigenständiger wird, dann steht dem Hendrika Entzian Quartet eine große Zukunft bevor.
Franz X.A. Zipperer / Jazzthetik, 05/06 – 2015

Hendrika Entzian ist nicht nur eine aufmerksame Bassistin mit feinnervigem Spiel, sondern auch eine Komponistin von der Musen Gnaden. Die durchdachten Themen, komplexen Strukturen und „Picking Stones“ fordern. Sie lassen zugleich, wenn sie auch bisweilen einen recht akademischen Touch nicht leugnen können, an Abwechslungsreichtum nichts missen.
Dr. Tobias Böcker / Augsburger Allgemeine Zeitung / 14.04.2015

Sandra Hempels warmer Ton und überlegtes Solospiel fügen sich bestens in das Gefüge von Entzians Kompositionen ein, die in ihren langen Bögen und stillen Unorthodoxie an Bill Evans oder Kenny Wheeler gemahnen. Ein reifer Erstling.
Jazzthing / 04 – 2015

Die Band ist jung und braucht die Anerkennung. Kann sie haben. Denn wenn, zumindest für Jazzverhältnisse, „Jungspunde“ (alle um die 30 und darunter) mit einem derartigen Gespür für gehaltvolle Improvisation zugange sind, sollte man mit Segenswünschen nicht geizen. (…)
http://www.sound-and-image.de/review_2700.htm

www.hendrika-entzian.de

13.09.2016_Max Frankl_Fernweh

Max Frankl (Gitarre)
Reto Suhner (Altsaxofon, Altklarinette)
Lionel Friedli (Schlagzeug)

Mit gerade einmal 32 Jahren ist Max Frankl auf dem besten Weg, sich in die oberste Liga der europäischen Jazz-Gitarristen zu katapultieren. Für sein kammermusikalisch-angelegtes Trio Album „Francis Drake Stories“ (2011) erhielt er den „ECHO Jazz“ als bester Gitarrist national, der Nachfolger „Home“ (2012) wurde von der Presse begeistert gefeiert und war für den Deutschen Musikautorenpreis 2014 nominiert.

Jetzt legt Frankl mit „Fernweh“ sein fünftes Album als Bandleader vor. Es ist sein persönlichstes Werk, auf dem sich der gebürtige Weilheimer als persönlich und musikalisch gereifter Künstler präsentiert. „Fernweh steht für eine tiefe Zäsur und ein neues Kapitel in meiner noch jungen Karriere“, erläutert Frankl, der kürzlich mit dem europäischen Musikautoren-Stipendium der GEMA ausgezeichnet wurde. Wurde „Home“ noch in Sextett-Besetzung mit hochkarätigen Kollegen wie Nils Wogramm eingespielt, steht Frankl auf dem neuen Album als Komponist und Gitarrist deutlicher im Vordergrund.

Die Trio-Besetzung mit Reto Suhner (Saxofon und Klarinette) und Lionel Friedli (Schlagzeug) verschafft ihm größeren kreativen Spielraum. In den zurückliegenden Monaten hat der Gitarrist seinen Sound weiter veredelt und noch konsequenter mit Effektgeräten gearbeitet. Auf den sieben Kompositionen pendeln Max Frankl und seine Mitspieler mühelos zwischen Jazz und Rock, garniert mit einer Prise Bossa Nova (wie in „Copy Paste“) und bisweilen psychedelisch wirkenden Sounds („80’s“). Verzerrte Gitarrensounds, Hall-Effekte, bandmaschinenartige Delays und Loops – das alles gehört zu Frankls neuer Klangwelt, mit der er die Zuhörenden auf eine musikalische Reise nimmt. Eine Reise, die in Frankls Wahlheimat Zürich beginnt und im Fort Greene Park endet – einer grünen Oase mitten in Brooklyn/New York.

Frankl macht keinen Hehl daraus, dass er sich in den Big Apple verliebt hat. Nach einer Tournee durch fünf afrikanische Länder hatte er 2013 Gelegenheit, die Jazz-Metropole fast ein halbes Jahr lang hautnah zu erleben. „Ich bin dort hingegangen, um viel zu spielen und mich inspirieren zu lassen. Das waren wichtige Erfahrungen, die mir neuen Drive gegeben haben: meiner Musik aber auch meinem Selbstverständnis als Musiker“, bilanziert der ECHO Jazz-Preisträger die Reise über den Großen Teich. Musikalischen Input holte er sich unter anderem bei Aaron Parks, Ben Monder und Chris Cheek. Allesamt Ausnahme-Künstler, die ihn darin bestärkten, seinen eigenen Weg zu gehen und musikalische Berührungsängste abzulegen. Und so ist „Fernweh“ nicht nur die musikalische, sondern auch die geografische Weiterführung von Frankls Vorgängeralbum „Home“.

Mit seinem neuen Album beweist er eindrucksvoll, dass seine Möglichkeiten, einen eigenen, individuellen Sound zu kreieren, nahezu unbegrenzt sind –und dass seine Reise zu neuen, musikalischen Abenteuern gerade erst begonnen hat. Nicht nur in Europa, auch in den USA nimmt man Notiz vom jungen deutschen Sound-Tüftler, der auszog, die vielfältigen musikalischen Welten, die im Big Apple nebeneinander existieren, miteinander zu verbinden.

www.maxfrankl.com

12.07.2016_Henning Sieverts_Vibes & Strings

Henning Sieverts (Kontrabass, Komposition)
Tim Collins (Vibraphon)
Paul Brändle (Gitarre)
Matthias Gmelin (Schlagzeug)

Der international renommierte Münchner Bassist, Cellist und Komponist Henning Sieverts hat ein neues Quartett zusammengestellt mit dem New Yorker Weltklasse-Vibraphonisten Tim Collins und dem australischen Meistergitarristen Peter O`Mara. Hinzu kommt das feinfühlige Schlagzeug von Matthias Gmelin.

Das Quartett spielte vom 26.bis 30.August 2014 eine Sommerwoche im „Jazzclub Unterfahrt“, drei Abende wurden vom Toningenieur Florian H. Oestreicher („Realistic Sound“) mitgeschnitten und vom „Klangmagier“ Christoph Stickel (MSM Studios) gemastert. Ihnen ist es optimal gelungen, die packende Live-Atmosphäre mit einem begeistert mitgehenden Publikum einzufangen. Die Höhepunkte dieser drei Konzerte sind nun auf CD nachzuleben.

Die 11 Kompositionen von Sieverts folgen auf der CD der selben Reihenfolge (und Dramaturgie) wie bei den Konzerten.

Die CD „Henning Sieverts: Vibes & Strings“ ist bei „Enja Records“ erschienen, in der „Edition Unterfahrt“- eine neue CD-Reihe, die der Jazzclub produziert – es eine besondere Ehre, diese „Edition Unterfahrt“ eröffnen zu dürfen.

„Henning Sieverts: Vibes & Strings“ lebt von der reizvollen Klangkombination aus gläsernem Vibraphon und warmer Gitarre. Dabei stehen groovige zupackende Stücke im Mittelpunkt, die durch diese ungewöhnliche Instrumentierung eine aparte Schönheit entwickeln.

Pressestimmen

Der Musikjournalist Oliver Hochkäppel (Süddeutsche Zeitung) äußert sich begeistert über „Henning Sieverts: Vibes & Strings“. Er schreibt:

„Das Quartett demonstrierte wieder spektakulär Sieverts`Kunst, auf intellektuelle Weise zu sinnlichen Melodien zu kommen und dann zu stets spannendem, rhythmisch verzinkten Hochglanzjazz auszuformen.

Schon über den Opener „All and More“ legte sich die ganze Jazzgeschichte wie ein wärmender Mantel. Das Helmut Qualtinger gewidmete Stück „One for Q“ wurde gleich zum rollenden Alpen-Blues. Wie einige andere ist es vertonte Malerei, einem Konzert zum Jubiläum des Kallmann-Museums in Ismaning entstammend.
Von den Porträts und Urwald-Gemälden Hans-Jürgen Kallmanns inspiriert, frönte Sieverts wieder seinem Faible, Geburts- und Sterbedaten sowie Namenslettern in Musiknoten umzuwandeln. Als buchstäblich wohlklingendster Name erwies sich Ernst Bloch, umgesetzt in einem zum Weinen schönen Duett von O`Mara und Collins.

Jeweils passend zum Thema konnte die – im übrigen in der Jazzgeschichte ziemlich einmalige – Besetzung mit Bass, Gitarre, Vibraphon und Drums Sieverts´Gedankenspiele fast zärtlich inszenieren, es aber auch ordentlich krachen lassen.“

Henning Sieverts ist mit mehr als 120 CD-Veröffentlichungen und zahlreichen Preisen (u.a. ECHO Jazz, Bayerischer Staatspreis, Neuer Deutscher Jazzpreis) einer der meistbeschäftigten Jazzbassisten und -cellisten Europas. Er unterrichtet darüber hinaus an der Musikhochschule München und arbeitet als Jazz-Moderator beim Bayerischen Rundfunk.

Tim Collins stammt aus New York und lebt seit einigen Jahren in München. „A world-class vibes player“ (CJSR-FM Radio), „Musician of fire“ (Washington Post), „Nothing less than exemplary“ (Downbeat) – das sind nur einige Lobeshymnen über den virtuosen Vibraphonisten.

Peter O`Mara stammt aus Sydney, Australien und lebt über 20 Jahren in München. Er spielte mit Größen wie Joe Lovano, Dave Holland, Kenny Wheeler, Charlie Mariano und Bob Mintzer. O`Mara war langjähriges Mitglied bei Klaus Doldingers „Passport“ und hat zahlreiche Lehrwerke für Jazzgitarre geschrieben, die längst zur Standardliteratur gehören.

Der mehrfach preisgekrönte Schlagzeuger Matthias Gmelin („Jugend Jazzt“ in Bayern und Bundeswettbewerb) ist wegen seines einfühlsamen, geschmackvollen Spiels einer der gefragtesten Drummer der Szene. Er spielte mit Bireli Lagrene, John Ruocco, Ack van Rooyen, Johannes Enders oder Judy Niemack.

henningsieverts.de

14.06.2016_Bounce

Jonathan Maag (Saxophon)
Julian Hesse (Trompete)
Andrey A. Tatarinets (Kontrabass)
Domi Chansorn (Schlagzeug)

Eine pumpende Rhythmsection – virtuose Instrumentalsoli – die drückende Hitze im Club. Irgendwo ganz vorne steht eine Band, die dampfende Klänge über das Publikum hinwegjagt und man hat keine andere Wahl, als sich von der wilden Energie des Raumes mitreissen zu lassen. Das ist das Erlebnis des BOUNCE. Der Moment, wenn aus Klang ein körperliches Erlebnis wird, die spürbare Verschmelzung von Musiker und Zuhörer durch die Musik, angehaltener Atem, zappelnde Beine und Groove.

Ob das Publikum tanzt oder nicht – den Senkrechtstartern der jungen europäischen Jazzszene geht es darum, das Gefühl von damals im heutigen musikalischen Kontext erlebbar zu machen und mit dem Publikum zu teilen.

Abwechslungsreich und alles andere als geschwätzig klingt die Musik von Bounce. Ein trashig-wuchtiges Schlagzeug hält dagegen und balanciert diese einzigartige Mischung aus Avantgarde, Rockelementen und Free Jazz aus, die gut – sogar sehr gut – ohne ein Harmonieinstrument auskommt. Pfeilschnell tauschen Saxophonist Jonathan Maag und Trompeter Julian Hesse ihre improvisatorischen Ideen aus, gleichzeitig befeuert vom Moskauer Bassisten Andrey Tatarinets und dem Schweizer Multitalent Domi Chansorn an den Drums.

Auf diesem Weg der Improvisation, des Interplay und der Expressivität vereint sich das Können der jungen Workingband zu einer einzigen spielerischen Kraft, einem übergeordneten Bandkosmos – hinein in Zonen von melodiösem Pop und verschattetem Dubstep. Was die vier Freunde zusammenhält, ist die Dringlichkeit des Ausdrucks, der Wille zur Gestaltung des Bounce und die Freude am Tun.

Gegründet wurde das deutsch, russisch und schweizerisch besetzte Quartett 2010 in Bern und machte bald schon von sich reden. Bounce gewann 2013 den prestigeträchtigen Jazzpreis der Zürcher Kantonalbank . 2013 erschien das Debutalbum „Curiosities“ beim Indie Label MFL Records. Nach ausgiebiger Tour in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurde die Band kurz darauf mit dem Förderpreis Suisse Diagonales 2014 ausgezeichnet. Im Mai 2015 erscheint das zweite Studioalbum „Altruistic Alchemy“.

www.bouncemusic.net

12.04.2016_Melt Trio

Peter Meyer (Gitarre)
Bernhard Meyer (Bass)
Moritz Baumgärtner (Schlagzeug)

Zwei Jahre ist es her, da verblüffte das Berliner Trio Meyer-Baumgärtner-Meyer gleichermaßen Laien wie Fachwelt mit seiner Debüt CD „Melt“. Die Brüder Peter und Bernhard Meyer an Gitarre und Bass sowie Drummer Moritz Baumgärtner erfanden einen Sound, der sich kühn und doch voller Demut nicht nur über alle gängigen Vorstellungen von Jazz-Improvisation, Alternative Rock, Ambient und in Klang übersetzte Naturerfahrung hinwegsetzte, sondern selbst alle bekannten Synthesen, Avantgardismen und Überlappungen übertraf. Ein Sound, der sein Bukett Lichtjahre von jedem Crossover entfaltete. Und da der Albumtitel „Melt“ die Programmatik des Trios kongenial beschreibt, wurde aus Meyer-Baumgärtner-Meyer kurzerhand das Melt Trio.

Mit „Hymnolia“ erscheint nun ihr zweites Album: eine Gloriole hymnischen Flimmerns, eine durchlässige Wolke aus Klanglicht. Ja, es mag ein wenig kitschig klingen, aber die Musik des Melt Trios fängt tatsächlich das menschliche Urverlangen nach Harmonie und Vollkommenheit auf. Diese Stücke entrollen einzigartige psychoakustische Landschaften, gleich surrealistische Labyrinthen, in denen man sich zu verlieren sehnt, aus denen man aber nie wieder herausfinden will. Die Melodien sind von einer derart bezwingenden Schönheit, dass sie wieder und wieder gehört werden wollen. Und sie sind so eingängig, dass man auf Anhieb meint, sie bereits seit vielen Jahren zu kennen, gerade so als wäre jeder Sonnenaufgang genau um diese Melodien herum entstanden.

Einmal mehr kann man sich als Hörer leicht in das nahezu hypnotische Staunen hineinversetzen, das die drei Musiker bei der Schöpfung dieser Musik überkommen haben mag. Das Melt Trio ist und bleibt ein Gitarrentrio, das ohne jeden Vergleich auskommt. Melt ist weder Nirvana auf Jazz noch Bill Frisell Trio in Rock und auch nicht Massacre in Ambient. Melt ist Melt, einzigartig, individuell, packend und ergreifend, die Schwingen ausbreitend wie ein Albatros und aus weiter Ferne so nah zu uns herüber rufend. Wolf Kampmann

Pressestimmen:

Rondo
“Dieses Gitarren-Trio, das mit den Begriffen Post-Rock oder Bill Frisell 2.0 nur unzureichend beschrieben ist, dürfte eines der verblüffendsten innerhalb der aktuellen Jazz-Szene sein.”

Jazzpodium
“Diese Musik ist provokant, fordernd, besitzt Tiefgang und Ausdrucksdichte. Sie ist mal kantig, unbequem und unkonventionell, widerlegt mit überzeugendem Gestus sämtliche im Jazz vorherrschenden Dogmen und ist dennoch von schmeichelnder und verführerischer Kraft und Schönheit. Abenteuerlich, neu und hochgradig spannend.”

Stereo
“Audiophiles Highlight des Monats!”

www.melttrio.com

08.03.2016_Schapitzki

Felix Wahnschaffe (Alt Saxophon)
Marc Schmolling (Klavier)
Andi Lang (Kontrabass)
Moritz Baumgärtner (Schlagzeug)

Die vier Improvisationserprobten Kreaturen haben sich im Laufe der Zeit gefunden um „Schapitzki“ zu werden. Das Wesen des „Schapitzki“ war lange Zeit, vor allem bei unseren Nachbarn ein wenig reflektiertes Thema. Erst in jüngerer Zeit mit dem Aufblühen der Wissenschaften und der Aufklärung traute man sich über ihn zu reden. Wahnschaffe – Schmolling – Baumgärtner – Lang sind gewissermaßen die vier Extremitäten des „Schapitzki“. Mit ihnen handelt und denkt er, und trägt seine absurden Gedanken zusammen, die er uns mit umständlich ungehobelter Höflichkeit vor die Füße wirft.

Nun kommt „Schapitzki“ nach Nischny Nowgorod, einer kleinen Stadt in Russland, er ist natürlich skeptisch und verunsichert, kennt er doch sein Lebtag nur Berlin, immer nur Berlin…

Seine Reaktion ?
Man weiß nie…

Felix Wahnschaffe (Alt Saxophon)
Geboren 1964 in Berlin. Musikstudium an der HDK bei David Friedman, Siggi Busch und Dave Liebman. Er arbeitete u.a. mit Ronnie Bourrage, Miroslav Vitous, John Tchicai, Alex v. Schlippenbach, Sam Rivers, Aki Takase, Simon Nabatov, Matthias Schubert, Ed Schuller, John Betsch und Steve Lacy.
1997 Kompositionsstipendium in New York. Er leitete diverse Ensembles, für die er auch die Musik komponierte.

Marc Schmolling (Klavier)
Marc Schmolling wurde 1972 in München geboren, studierte am Richard-Strauss-Konservatorium bei Larry Porter und Tizian Jost und erhielt weiteren Unterricht auf der Universität Stanford in Kalifornien von Horace Silver, Benny Green und SteveColeman. Seit 2006 lebt Schmolling in Berlin und belegte 2008 den 1. Platz des Jazz Award Berlin mit seinem „Songs“-Projekt mit Iris Romen. Das Marc Schmolling Trio mit Jonas Westergaard am Bass und Christian Lillinger am Schlagzeug wurde 2010 für sein Album „Live in Berlin/Vol. 1“ (Wizmar Records) zum Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert. Als ein Album mit „wunderbar zartem Kammerjazz“ lobte die TAZ sein aktuelles Album „Ticho“ (Unit Records) mit dem britischen Trompeter Tom Arthurs und der Sängerin Almut Kühne.

Marc Schmollings Solo Debütalbum „Not So Many Stars“ erscheint im Frühjahr2016 bei seinem frisch gegründeten Label „schmollingstones“. 2014 und 2015 war Marc Schmolling Preisträger von Kompositionsstipendien des Berliner Senats und ist Mitbegründer und zusammen mit Johannes Lauer, Wanja Slavin, Gerhard Gschlößl, Philipp Gropper, Felix Wahnschaffe und Ronny Graupe Mitglied des Jazzkollektiv Berlin, das sein Festival „Kollektiv Nights“ seit 2008 regelmäßig mit dem Förderpreis des Berliner Senats und in Kooperation mit dem Kulturradio des RBB durchführt.

Andi Lang (Kontrabass)
Der Bassist Andreas Lang kommt ursprünglich von einer Insel in Süd Dänemark. Er hat mit sechzehn Jahren angefangen Bass zu spielen und mit einundzwanzig Jahren an der Karl Nielsen Academy of Music in Odense Musik zu studieren. Er bekam dort Unterricht beim Bassisten Bo Stief und hat in Dänemark mit Musikern wie Anders Mogensen, Hans Ulrik, Kresten Osgood, Håvard Wiik und Mads la Cour gespielt. 2007 ist er dann nach Berlin gezogen und spielt dort mit Felix Wahnschaffe, Rudi Mahall, Christian Lillinger, Oliver Steidle, Gunter Hampel, Henrik Walsdorf und vielen anderen.

Moritz Baumgärtner (Schlagzeug)
Geboren 1985 in Lörrach als Sohn einer Musikerfamilie. Mit 12 Jahren gewann er seinen ersten Jugend musiziert-Wettbewerb. Er war Jungstipendiat der Baseler Jazzschule und trat im Programm großer Jazzfestivals auf. 2006 bis 2011 Studium am Jazz Institut Berlin bei Prof. John Hollenbeck. Im September 2010 Cd-Aufnahme in Stockholm für Traumton Records mit Meyer/Baumgärtner/Meyer.

Moritz ist fester Bestandteil der Berliner Jazzszene und arbeitet in diversen Projekten mit renommierten Künstlern der deutschen und europäischen Jazz und Improvisations-Szene, wie z.B. Johannes Enders (Enja), Christian Weidner (Pirouet), Carsten Daerr (Traumton), Felix Wahnschaffe’s Rosa Rauschen, Achim Kaufmann (Pirouet), Pablo Held (Pirouet), Johannes Lauer (Pirouet/JazzWerkstatt/ACT), Oliver Potratz (Traumton/Jazzwerkstatt), Marc Muehllbauer (ECM), Andreas Lang, Daniel Glatzel’s Andromeda Mega Express Orchestra (Alien Transistor). Seit 2010 ist er Schlagzeuger der Berliner „Elektro-Punk-Rock-Perfomance“ – Band BONAPARTE.

16.02.2016_Simon Kanzler – Talking Hands

Otis Sandsjö (Saxophon, Klarinette)
Daníel Bödvarsson (Gitarre)
Simon Kanzler (Vibraphon, Komposition)
Igor Spallati (Kontrabass)
Tilo Weber (Schlagzeug)

Das Einzelne im Ganzen in Einklang bringen mit dem Ganzen im Einzelnen. Die fünf Stimmen eines Ensembles synchronisieren mit einer Band, die aus fünf Stimmen besteht. Welche Nähe und Distanz weisen die einzelnen Elemente eines Systems zueinander auf und was bedeutet das für das System? Und wie beeinflusst das System wiederum das Verhältnis der subjektiven Partikel zueinander? Die ebenso simple wie komplexe Antwort auf all diese Fragen heißt Musik.

Musik im ursprünglichen Sinne ist Sphärenharmonie. In Simon Kanzlers Konstellationen finden unablässig Verschiebungen des Einzelnen im Ganzen statt. Improvisation ja, aber das Prinzip der individuell spontanen Äußerung um ihrer selbst willen ordnet sich einer Idee des unablässigen Zusammenrückens und Auseinanderdriftens auf unterschiedlichen Ebenen und Sphären unter. Wie in einem Hochhaus mit Wohn- und Geschäftsbereichen nebst Tiefgarage, in dem die einzelnen Etagen zu verschiedenen Tageszeiten unterschiedlich stark frequentiert sind. Und doch bleibt es immer dasselbe Haus.

Die Dynamik der Musik auf dieser CD manifestiert sich in einem unlösbaren Paradoxon. Hier treffen sich fünf Individualisten, deren gemeinsame Musik komplett anders klingen würde, wenn es nicht eben genau jene Persönlichkeiten in ihrer Einzigartigkeit wären, die sich hier treffen. Ein perfekter Zirkel mit einer Einschränkung. Ihre individuelle Unverwechselbarkeit ist für die Architektur des gemeinsamen Hauses zwar notwendig und doch zugleich völlig unerheblich.

Simon Kanzler beherrscht nicht weniger als die hohe Kunst der Sphärenharmonie. Nennen wir es Jazz, doch die seiner Musik innewohnende Fundamentaldurchdringung der Grundzusammenhänge der Welt ist so alt wie die Schöpfung selbst.

(Wolf Kampmann)

Pressestimmen

Er nutzt die besonderen klanglichen Qualitäten seines Instruments, wenn er etwa die schwebenden Töne des Vibrafons im zweiten Teil von „Perception of Time“ im Raum stehen lässt. Gleichzeitig ist Simon Kanzler aber auch am Austausch interessiert und da stößt er auf dem zweiten Album seiner Formation Talking Hands auf vier Musiker, die auch schwierigste rhythmische Partien mit Bravour meistern und gleichzeitig durch individuelle Beiträge bestechen.

War es auf dem ersten Album noch die Saxophonistin Anna Webber, so greifen auf „Dialogue“ gleich zwei Bläser ins Geschehen ein, der Saxophonist Otis Sandsjö und Geoffroy De Masure an der Posaune. Sandsjö ist ein vorsichtiger agierender Musiker, der Luft und Atem hörbar macht, sich aber auch in Tonkaskaden verlieren kann, de Masure ein echter Poltergeist, dessen kraftvoller Ausbruch in „Scabious Eruptions“ von herrlich unverstellter Power ist.

Nach wie vor dabei sind Igor Spallati und Tilo Weber an Bass und Schlagzeug, die den komplexen Stücken Kanzlers die nötige Bodenhaftung verleihen.

(Rolf Thomas Jazzthing Juni-August 2015)

simonkanzler.de