Marco von Orelli (Trompete) Tommy Meier (Tenorsaxofon, Bassklarinette) Luca Sisera (Kontrabass) Sheldon Suter (Schlagzeug)
Lotus Crash vereint vier hervorragende Improvisatoren mit unterschiedlichen musikalischen Biographien. Was sie verbindet, ist ihre Vorstellung von Klang und Ästhetik. Dieses Quartett klingt roh und archaisch und überrascht mit einem warmen, ausdrucksstarken Sound. Die Besetzung mit zwei Bläsern plus Rhythmusgruppe ohne Harmonieinstrument hat eine lange Tradition. Lotus Crash entwickelt diese weiter mit der Verwendung zeitgenössischer Instrumentaltechniken, mit aufgebrochenen Formen und Hidden Composition. Die ausgefeilten Improvisationen der Band bewegen sich abseits ausgetretener Pfade; das ist kreativer Jazz vom Feinsten.
„We listen to them – and I guarantee you will – with frequent pleasure in the same way that we turn to Parker, to Mozart, even, and to Ornette Coleman and Don Cherry, because they clear away the plaque of predictability that threatens our aesthetic heartbeat. Every time I have listened to this music, it provides a different spin on itself, not because it is densely layered and complex, but because it deals with musical fundamentals in an engaged and humane manner. And that’s the other thing about it: these guys may go out under an enigmatic group name, but they come across as personalities, very different, possibly sometimes even contentious, but absolutely united in purpose.“
Brian Morton
Videos:
Die Band stellt ihr neues Album „First Visit“ vor, das am 4. Oktober 2024 bei Hat Hut Records erscheint.
Sonderkonzert zum 30-jährigen Jubiläum der Jazz+ Reihe
BR-KLASSIK Live-Mitschnitt
Sendetermine:
Sonntag, 08. Dezember 2024, lange radioJazznacht, 0.03 bis 5.00 Uhr auf Bayern 2
Freitag 10. Januar 2025, BR Jazzclub, 23.03 bis 0.00 Uhr auf BR-KLASSIK
Ingrid Laubrock (Saxophon) Tom Rainey (Schlagzeug)
Die in New York lebende experimentelle Saxophonistin und produktive Komponistin Ingrid Laubrock, die der Pianist und künstlerische Leiter des Kennedy Centers Jason Moran als „wahre Visionärin“ bezeichnete, erforscht „die Grenzen zwischen musikalischen Bereichen und schafft vielschichtige, dichte und oft suggestive Klangwelten“. Sie hat mit allen zusammengearbeitet, von Anthony Braxton, Muhal Richards Abrams, Dave Douglas, Kenny Wheeler, Jason Moran und Tim Berne bis hin zu William Parker, Mary Halvorson, Andy Milne und vielen anderen. Sie wurde mit dem Herb Alpert Ragdale Prize in Music Composition 2019 und dem Berklee Institute of Gender Justice Women Composers Collection Grant 2021 ausgezeichnet, hat zahlreiche Kompositionsaufträge erhalten und ist Teilzeitdozentin an der New School und der Columbia University in New York.
Ihr Duo mit dem Schlagzeuger Tom Rainey, mit dem sie seit 2007 zusammenspielt und vier Alben veröffentlicht hat, ist, wie sie anmerkt, von besonderer Bedeutung für sie, da es den Kern vieler ihrer Projekte bildet. Rainey ist mit einer Vielzahl von Künstlern aufgetreten, darunter John Abercrombie, Tim Berne, Jane Ira Bloom, Fred Hersch, Joe Lovano, Carmen McRae und Denny Zeitlin. Seine umfangreichen Aufnahmen und das künstlerische Niveau der Musiker, die er unterstützt hat, machen ihn zu einem der wichtigsten Schlagzeuger, die mit der modernen, kreativen Jazzszene von New York City seit den späten 80er Jahren eng verbunden sind.
Beide präsentieren ihr neues Album BRINK, das im August 2024 bei INTAKT RECORDS erschienen ist.
Graphic design: Stephen Byram
Liner notes: Nels Cline
Photos: Jessica Hallock
Booklet design: Fiona Ryan
Rémi Ploton (Klavier) Samuel Mastorakis (Vibrafon) Tancrède D. Kummer (Schlagzeug)
„I conceive this ensemble as a ‚percussion trio‘, the music merges rhythmical, multi-layered frames with textured-based pieces and improvisational parameters. Here, written music is apprehended like blocks of raw matter which members are called upon to peel, bend or weld onto another. Each tune is thought as a small toy-box of concepts where players are led to pick and choose thus altering the overall direction of the performance.“ TDK
Dieses Repertoire ist das Ergebnis einer Reflexion über den Wert von Grenzen in der Kunst als Instrument der Verkündigung und der Überschreitung. Über den konkreten Gebrauch von Grenzen in der Komposition als Mittel der Emanzipation – die Suche nach dem Rahmen, aus dem wir uns befreien können. Geschriebene Musik wird hier als Block aus roher Materie verstanden, in dem jedes Glied dazu aufgerufen ist, sich abzuschälen, zu biegen oder an ein anderes zu schweißen.
Als klanglich-mobile Installation konzipiert, entwickeln sich die Stücke in gewebten Modulen, die sich gegenseitig umkreisen. Rhythmische Strukturen oder abstrakte Texturen werden abwechselnd verwendet, um intensive Klanglandschaften zu entwerfen und zu verzerren. Jeder Abschnitt ist wie eine kleine Spielzeugkiste mit Konzepten gedacht, aus denen die Spieler auswählen und so die Gesamtrichtung der Aufführung verändern können.
Es ist die Idee einer Musik, die sich ihrer selbst bewusst ist, die sich selbst „denkt“, in der Aktion und Spontaneität vorherrschen, in der Wiederholungen und thematisches Wiederauftauchen fast zufällig erscheinen und keinen ästhetischen Anspruch darstellen, sondern eher wie ein Déjà-vu oder eine schwache Erinnerung, die durch Zeit und Interaktion verändert wird. Trotz der Wiederkehr hat sich jedes Motiv verändert, hat eine neue Form angenommen, nichts löst sich völlig in der Energie der Aufführung auf, aber nichts bleibt gleich.
Auf diese Weise zu komponieren bedeutet für mich, „Protagonisten“ mit komplexen und vielschichtigen Persönlichkeiten zu schaffen, die fähig sind, ihre Stimmung zu ändern und sensibel auf ihre Umgebung zu reagieren, ohne sie jedoch in eine vorgegebene Erzählung zu zwingen, sondern die Ereignisse und die Szenerie aus der Phantasie des Musikers entstehen zu lassen. Es geht darum, eine Plattform zu schaffen, auf der die von der Komposition gesetzten Grenzen zu einem Spielplatz werden, auf dem Abenteuergeist und Unmittelbarkeit zelebriert werden.
Nachdem Samuel und Rémi in den letzten 9 Jahren in verschiedenen Ensembles und Genres zusammengearbeitet haben, konzentriert sich dieses neue Trio auf die akustische und perkussive Natur unserer Instrumente. Durch die Betonung der Mehrdeutigkeit und des Rätselhaften innerhalb der beträchtlichen Menge an Strukturen, auf denen die Musik basiert, versuche ich, sowohl den Spielern als auch dem Material selbst in den Stücken völlige Autonomie zu gewähren, so dass die Grenze zwischen „Text“ (wie in notierter oder vorbereiteter Musik) und „Initiative“ (wie in Interpretation und Improvisation) auf eine gestrichelte Linie reduziert oder manchmal sogar ausgelöscht werden kann.
Presse:
„Forges’ sonic geometry is such that the trio members try to avoid expected musical tropes or textures. Without a bass player comparisons to Modern Jazz Quartet-like ensembles don’t exist either. Instead many of the 10 tracks work on some variation of harpsichord-like vibe tones trembling often delicately alongside measured piano chording that open up the exposition. Quiet and reflective interface is most prevalent with moderated keyboard tinkles, cymbal claps and reflective vibe rebounds. However these are prominent so often that sameness is only avoided by a hair’s breadth. Some tunes that move at a funeral pace threaten to cross that line. On a few instances such as “Gla” and “Débris III” the tempo becomes faster and more violent or in the case of the second, a group improv, architecture stretches to add pops, rebounds and odd squibs from Kummer’s manipulation of toys. However Mastorakis’ bow-on-metal bar expression is used so sparingly its nearly inaudible. “Jeu” is the most fully realized piece as the vibraphone carries the melody into story-telling mode, as piano key pressure meets wood block smacks and drum ruffs to open up the exposition.. Even as the narrative doubles in speed, percussion pressure and echoing vibe pops still reflect the basic delicacy of the program. This is confirmed on “Jeu (postlude)”, several tracks later, as piano key tinkles and percussion plops reassert quietness and delicacy.“
Das Trio ist einer allgemeinen Störgröße gewidmet, die als zufälliges Muster in Störungen auftritt und seit jeher im Hintergrund aktiv ist und bleibt. Obwohl sie über die Ohren wahrgenommen wird, kann die Erinnerung an sie Vorgänge in der Herzgegend auslösen, die angenehm, beunruhigend, anregend oder schmerzhaft sein können. Sie kann oben und unten auftreten. Hier ist sie zu Hause. Sie kann weiß, braun oder rot sein. Man findet sie an jedem Strand, in jedem Wald und in jedem Fluss. Sie ist ein Teil dessen, was Sie gerade lesen: [ʃelest]
Neben der teils radikalen Reinterpretation ausgesuchter Jazzstandards, fokussiert sich das Trio auf Kompositionen von Ronny, die von Lucia mit eigenen Texten versehen wurden.
Im Januar 2023 nahm das Trio sein erstes Album in Budapest beim Label BMC auf, welches Anfang 2024 veröffentlicht wird.
Das Trio:
Ronny Graupe, ist seit Mitte der 90er Jahre im Inland und weltweit zu hören und ist ein fester Bestandteil der lebendigen Berliner Szene. In vielen Jahren des Arbeitens mit dem Trio Gropper/Graupe/Lillinger, sowie in seinem, zunächst im Trio, seit 2018 im Quartett erscheinenden Ensemble Ronny Graupes Spoom entwickelte er seine eigene Sprache auf der Gitarre und als Komponist. Er veröffentlichte über ein dutzend Alben als Leader/Co-Leader und zahlreiche als Sideman. 2011 wurde Ronny als Dozent an die Hochschule der Künste in Bern, Schweiz für Jazzguitar und Ensemblespiel berufen. Im Juni 2021 erhielt er den erstmalig ausgelobten und von der Bundesregierung initiierten Deutschen Jazzpreis in der Kategorie Gitarre. Er arbeitet mit eigenen Formationen wie Off The Record (Dominik Bukowski-Vib, Phil Donkin-Bs, Oli Steidle-Dr), ROKC (Kalle Kalima-Git, Chris Pitsiokos-Sax, Oli Steidle-Dr), dem Schiepek – Graupe – Duo (mit Philipp Schiepek – Git) und als Sideman in zahlreichen weiteren Ensembles (Bastian Stein, Lucía Martinez, Hans Lüdemann, Dejan Terzic, Clara Vetter u.a.) 2022 gründete er sein Label OUT OF THE SHED. Er konzertierte in Asien, Süd-, und Nordamerika, Afrika und Europa.
Lucia Cadotsch, geboren in Zürich, Schweiz, ist eine in Berlin lebende Sängerin und Songwriterin. Sie ist vor allem für ihre langjährigen kollaborativen Bands bekannt, zu denen derzeit LIUN + the Science Fiction Band, ein Ensemble mit dem Saxophonisten Wanja Slavin, AKI, ein neues Quartett mit dem Pianisten Kit Downes, und ihr gefeiertes Speak Low mit Petter Eldh am Kontrabass und Otis Sandsjö am Tenorsaxophon gehören, das auf Festivals in Berlin, New York und London aufgetreten ist. Im Laufe der Jahre erhielt Lucia Cadotsch mehrere Auszeichnungen. 2023 erhielt sie den Schweizer Musikpreis, 2021 wurde sie mit dem Deutschen Jazzpreis in der Kategorie VOKAL ausgezeichnet. 2017 erhielt sie den ECHO Jazz Award als Sängerin des Jahres (für ihr Album Speak Low) und 2012 den Neuen Deutschen Jazzpreis mit ihrer Band Schneeweiss + Rosenrot. Lucias vielfältiges Schaffen als Musikerin ist auf insgesamt zehn Alben zu hören, die sie seit 2009 veröffentlicht hat.
Kit Downes, ist ein mit dem BBC Jazz Award ausgezeichneter und für den Mercury Music Award nominierter Solokünstler für ECM Records. Er tourte durch die Welt und spielte Klavier, Kirchenorgel und Harmonium mit seinen eigenen Bands („ENEMY“, „Troyka“ und „Elt“) sowie mit Künstlern wie Squarepusher, Bill Frisell, „Empirical“, Andrew Cyrille und Sofia Jernberg , Benny Greb, Mica Levi und Sam Amidon. Kit gibt Solo-Pfeifenorgel- und Solo-Klavierkonzerte – außerdem spielt er in Zusammenarbeit mit dem Saxophonisten Tom Challenger, der Cellistin Lucy Railton, der Komponistin Shiva Feshareki, dem Saxophonisten Ben van Gelder und mit der Band „ENEMY“ (mit Petter Eldh und James Maddren). Er ist Stipendiat der Royal Academy of Music in London, wo er selbst studierte und jetzt lehrt. Er wurde zweimal mit dem 1. Platz in Downbeats Critics Poll Rising Star in den Kategorien Orgel und Keyboard ausgezeichnet, und seine ECM-Platten „Obsidian“, „Dreamlife of Debris“ und „Vermillion“ wurden mit großem Kritikerlob veröffentlicht.
Kārlis Auziņš (Saxophon) Lucas Leidinger (Klavier) Tomo Jacobson (Kontrabass) Thomas Sauerborn (Schlagzeug)
Dass Jazz eine universelle Sprache ist, beweist dieses länderübergreifende Quartett mit Musikern aus Deutschland, Lettland und Polen. Wenn Sie die Namen dieser vier Vertreter einer neuen Generation europäischer Musiker, nämlich Karlis Auzins, Lucas Leidinger, Tomo Jacobson und Thomas Sauerborn, nicht kennen, werden Sie sicherlich einige von denen kennen, mit denen sie bereits spannende Partnerschaften eingegangen sind: John Tchicai, Mat Maneri, Lotte Anker, Andrew D’Angelo, Adam Rudolph, Randy Peterson, Kresten Osgood, Sidsel Endresen und Frank Gratkowski.
Dies gibt Ihnen eine Vorstellung davon, was Sie erwarten können: Musik mit einer Haltung, und die Haltung ist, als ein Organismus zu funktionieren. Es handelt sich nicht um eine einfache Zusammenkunft von vier Individuen, sondern um ein komplettes Wesen, das sich der intuitiven und kollektiven freien Improvisation verschrieben hat. Bedeutet das, dass es sich um nicht-idiomatische improvisierte Musik handelt, um die von Derek Bailey erfundene Bezeichnung zu verwenden? Nicht ganz: Die Band Mount Meander nutzt musikalische Idiome, um die Grenzen zwischen Jazz, Avantgarde, Weltmusik, Rock und Pop einzureißen, und zwar gerade weil es in ihrer Musik nicht um Genres geht. Es geht um Einigkeit, Gleichheit, Vertrauen und Kommunikation.
– Pedro Costa (Cleanfeed Records)
“This quartet shows us that there need not be a compromise when it comes to jazz that is both bold and enjoyable to listen to. Here, stunning melodies go hand-in-hand with restless experimentation, and the end-result is music that is endlessly alluring.”
4/5 stars (Derek Stone – Free Jazz Blog – USA)
„Definitely one of the best European Avant-Garde Jazz albums that landed on my desk so far in 2019“
(Adam Baruch – The Soundtrack of my Life – Poland)
„[With] the band’s second CD (…) the quartet members now travel firmly on their own route with no meandering. (…) Avant-garde to some, modern mainstream to others, Live in Berlin helps define what cooperation can achieve. Maybe hyperbolic politicians should start taking tips from Jazz musicians.“
(Ken Waxman – Jazz Word – USA)
Camila Nebbia (Saxophon) James Banner (Kontrabass) Max Andrzejewski (Schlagzeug)
Dieses Trio etablierter Solist*innen aus Berlin wurde in Zusammenarbeit gegründet und bringt einen rohen Impuls in ihre eigene, im Jazz verwurzelte Musik, sowie Mutationen und Erneuerungen ritueller musikalischer Formen. Ausgehend von dem Wunsch, zu den früheren Erfahrungen in den kollektiven Bands aus der Jugendzeit zurückzukehren, wird das Material von allen drei Mitgliedern beigesteuert, mitkomponiert und entwickelt – dies bildet die Grundlage für die ungehemmte und eindringliche Herangehensweise der Improvisation. Durch ihre gemeinsame Erfahrung als Komponist*innen und Improvisator*innen nicht nur im Jazz und in der improvisierten Musik, sondern auch in der zeitgenössischen und neuen Musik, erkunden sie die Ränder dessen, was derzeit im seit langem etablierten Rahmen des ,,chordless Trios’’ existiert.
Felix Hauptmann (Klavier) Roger Kintopf (Kontrabass) Leif Berger (Schlagzeug)
Ein gemeinsames ästhetisches Fühlen innerhalb undurchsichtiger und fluider rhythmischer Strukturen ist der Kern von PERCUSSION. Die Band präsentiert ihr aktuelles Album “PERCUSSION II” (boomslang records, März 2023).
Felix Hauptmann (Piano, Komposition), Roger Kintopf (Bass) und Leif Berger (Drums) arbeiten seit mehreren Jahren zusammen in diesem Ensemble, geprägt durch intensive Probenarbeit und Arbeitsprozesse. Die Band arbeitet seit Beginn mit dem einzigartigen Label “Boomslang Records” von Alfred Vogel zusammen und ist unter anderem auch auf dem renommierten “Bezau Beatz” Festival zu hören gewesen.
Hier ein Zitat aus dem Booklet des aktuellen Albums PERCUSSION II:
„I started writing this music with the gentle urge to find a more honest way to express myself. That includes many layers of feelings and thoughts that I felt I couldn’t release until I would start to work constantly with a band that consists of the wonderful musicians and my longtime friends Roger and Leif. Both are insanely committed and willing to put a lot of time in rehearsing, talking and playing. After some months of intense work with the ensemble, a general trust began to grow between us – exactly what I was looking for the whole time. The compositions themselves are very complex, leaving a lot of questions unanswered for the three of us, which made us learn to be comfortable with being uncomfortable.
I want the music to be an invitation to try not to expect anything from anyone: for you, the listener as well as for us, the musicians. Through this absence of expectations I hope we can get closer together by accepting more diversity in art and human relationships.“
– Felix Hauptmann
„Hauptmann sowie dem Bassisten Roger Kintopf und dem Drummer Leif Berger gelingt es, ihre ausgeklügelte, harmonisch und metrisch ungebundene Musik wie frei improvisiert klingen zu lassen. Dieses hochkonzentrierte und organisch pulsierende kompositorische Destillat setzt ungeahnte Assoziationen frei und verblüfft ob seiner schieren Absichtslosigkeit: nichts muss, aber alles kann.“
Concerto Magazin
„…man höre sich einmal Track 6, Once, an, wie hier Tempo und Energie aufgebaut werden, um dann wieder zu entschleunigen und am Ende zu verschwinden. Das hat zweifellos Klasse.“
– freiStil Magazin
„…Die Königsdisziplin des Jazz wird durch dieses Piano-Trio um einen wichtigen, zeitgenössischen Beitrag bereichert.“
arttourist.com
Pascal Klewer (Trompete)
Julius Windisch (Klavier, Komposition) Sofia Eftychidou (Kontrabass) Marius Wankel (Schlagzeug)
„Diese Band verfolgt den Gedanken einer Utopie“ – Julius Windisch, Bandleader
Stillstand ist für den Berliner Bandleader, Komponisten und Jazz-Pianisten Julius Windisch noch nie eine Option gewesen: „Der Prozess des Musikmachens soll für mich immer weiter gehen und nie stillstehen.“ Nach Stationen in Bern, Amsterdam und Kopenhagen hat er mit Berlin einen Ort gefunden, an dem er sich künstlerisch am wohlsten fühlt. In its own pace ist der Output von seiner aktuellen Working Band, nachdem Windisch bereits drei Alben mit Trio- und Quartettformationen eingespielt hat.
Sowohl der Albumtitel, als auch der Name der Formation sind programmatisch zu verstehen: Getragen wird immerweiter von einem starken Gemeinschaftsethos, das auf der Einspielung und live durch Virtuosität, Intensität und Komplexität überzeugt. Alle Musiker*innnen des Ensembles verpflichten sich einem organischen Wachstumsprozess, fairen Feedbackregeln und einem konstruktiven Umgang mit den eigenen Stärken und Schwächen. Die Anstrengung, die Windischs vielseitiges und schwer zu spielendes Repertoire einfordert – und das gegenseitige unbedingte Vertrauen in einander – führen zu kreativen Höhenflügen, bei denen keine Einzelperson im Fokus steht, sondern der Gesamtklang:
„Wir sind als Band sehr stark zusammengewachsen und wir reflektieren immer wieder, was wir gut und nicht gut fanden. Genauso sind wir gezwungen, uns jedes Mal maximal anzustrengen und sehr aufmerksam auf einander zu hören. Das fühlt sich erfüllend und mutig an, das ist das, was ich an meiner Arbeit liebe.“ – Julius Windisch
Windischs Arbeit als Bandleader, Komponist und Pianist ist politisch: Themen wie Antidiskriminierung, Klimagerechtigkeit, der Abbau von Hierarchien treiben sein kreatives Schaffen an, was sich unmittelbar in der Haltung ausdrückt, mit der er seine Stücke komponiert.
Die fünf Kernstücke des Albums sind in Quartettformation aufgenommen, darunter das Stück Ode, das durch seine sehr sangliche Melodie eine melancholische Stimmung erzeugt. In diesem Stück reflektiert Windisch die Resignation und Fassungslosigkeit, die er dabei fühlt, wenn das notwendige Handeln zur Lösung unserer globalen Krisen ausbleibt. Gleichzeitig drückt er in Stücken wie Schweben sein Bestreben aus, für sich eine Sphäre zu schaffen, in der Ruhe und Besonnenheit trotz Panik und Ohnmacht möglich sind.
Bei vier Stücken wird die Band von der Geigerin Maria Reich verstärkt – zum Beispiel in Coming to a conclusion. In diesem Track wird ein Entscheidungsprozess mittels verschiedener Rhythmen musikalisch reflektiert, bis ein hörbares Fazit gezogen ist. Außerdem singt Windisch erstmals auf dem Album: I feel like I know you ist ein intimer Monolog, der dazu anhält, sich dem kritischen Prozess der Selbstreflexion „immer weiter“ zu stellen, damit Selbsterkenntnis und inneres Wachstum möglich werden. Damit hat der Track die Funktion einer kondensierten Gesamtaussage des Albums.
Olga Reznichenko (Klavier) Lorenz Heigenhuber (Kontrabass) Maximilian Stadtfeld (Schlagzeug)
Die Pianistin und Komponistin Olga Reznichenko (*1989) gründete ihr aktuelles Trio 2018 für ihr Bachelor- Abschlusskonzert an der Leipziger Musik Hochschule. Seitdem
ist sie mit Maximilian Stadtfeld (Schlagzeug) und Lorenz Heigenhuber (Kontrabass) kontinuierlich auf und abseits der Bühne aktiv.
Das nach dem Abschlusskonzert entstandene Repertoire feierte bei einem Engagement im Hot Club in Lissabon öffentlich Premiere. Somnambule, das Debüt Album ist im Frühjahr 2022 bei Traumton Records erschienen.
Die Stücke der klassisch geschulten Pianistin zeigen starken Gestaltungswillen, spielen mit Einflüssen aus klassischer Moderne, Minimalismus und modernem Jazz. Sie verbinden intuitive Ansätze mit klaren Vorstellungen zu Stimmungen und Klangfarben. Komplexe harmonische und rhythmische Strukturen, subtile und kraftvolle Momente sowie melodische Anknüpfungspunkte ergeben eine persönliche Ästhetik.
Sonderkonzert zum 30-jährigen Jubiläum der Jazz+ Reihe
Achim Kaufmann (Klavier) Nick Dunston (Kontrabass) Mariá Portugal (Schlagzeug und Percussion)
Ein Anspruch des improvisierenden Musikers besteht darin, sich neuen musikalischen Situationen auszusetzen. Berlin bietet durch den ständigen Influx, die kontinuierliche Bewegung der Szene, eine Menge Gelegenheiten hierfür. Was wir als Einzelne in den Prozess mit einbringen, fließt in die kollektiv gestaltete Musik mit ein – unsere Persönlichkeiten, Geschichten, Prägungen.
Nick Dunston und Mariá Portugal sind auf ihren Instrumenten und als Komponist bzw. Komponistin wegweisend. Beide sind jetztzeitige Künstler, sie verändern das Bestehende. Sie stehen aber auch in Verbindung mit reichen musikalischen Traditionen. Für mich ist diese Mischung inspirierend und vielversprechend. Ich freue mich auf die Begegnung mit den beiden und eine Musik, in der Klang, kinetische Energie und Provokation ihren Platz haben sollen.
Achim Kaufmann
“Achim Kaufmann ist seit vielen Jahren eine der inspirierendsten und spannendsten Persönlichkeiten der europäischen Jazz- und Improvisationsszene. Seine Musik zeugt von großer harmonischer Subtilität und struktureller Tiefe. Als brillanter Pianist und Komponist hat ihn die reflektierte Auseinandersetzung mit der Tradition zu einer nuancierten, zeitgenössischen Klangsprache geführt, die Poesie, Energie und Abstraktion gleichermaßen umfasst.”
(Julia Neupert, SWR Radio)
Nick Dunston ist ein akustischer und elektroakustischer Komponist, Improvisator und Multiinstrumentalist. Er wird als “unverzichtbarer Akteur der New Yorker Avantgarde” (New York Times) bezeichnet und tritt an einer Vielzahl von Veranstaltungsorten und Festivals in Nordamerika und Europa auf.
Mariá Portugal ist eine brasilianische Schlagzeugerin, Sängerin, Komponistin, Musikproduzentin und Improvisatorin, die seit 20 Jahren in der brasilianischen Musikszene aktiv ist.
Richard Koch (Trompete, Komposition) Michael Hornek (Klavier) Igor Spallati (Kontrabass) Moritz Baumgärtner (Schlagzeug)
Richard Koch hat sich bereits einen exzellenten Ruf als Trompeter erarbeitet. So kann man ihn auf einem der erfolgreichsten Alben der jüngsten deutschen Pop-Geschichte dieses Landes („Stadtaffe“ von Peter Fox), aber auch im Ensemble des finnischen Space-Travellers Jimi Tenor spielen hören.
Auf seinem neuen Album FLUSS sind es wieder einmal die herausragenden Kompositionen, die Richard Koch von so vielen sinnsuchenden Jazzmusiker*innen da draußen unterscheidet. Weil er so ein tolles Melodie-Gespür hat, braucht sein Quartett auch keinerlei Sound-Verfremdungen oder neue Hochleistungsrekorde. Kochs Quartett klingt im besten aller Sinne tradiert, in einer Tradition mit den Quartetten und Quintetten der großen Trompeter*innen des Jazz. (R.I.P. Jamie Branch!).
Ja, Kochs Musik hat Soul! Und jedes seiner musikalischen Themen klingt‚ voller Demut und tiefer Dankbarkeit für das, was er für uns praktizieren darf: Den Raum zum Fließen zu bringen. Und damit bringt er die Saiten unserer Seelen in uns zum Schwingen.
(Maurice Summen)
“Für mich strahlt die Musik eine große Freude aus, wie ich sie nur von wenigen hierzulande kenne.”
Bert Noglik
“Koch gönnt sich eine geradezu kindliche Lebensfreude, dass uns das Herz lacht.”
Albert Hosp, Radio Ö1
„Kontemplativ und virtuos formuliert Koch seine bluesigen Stimmungen. … Eine traurig-schöne Liebeserklärung an den urbanen Raum.“
3Sat Kulturzeit
Sebastian Gille (Saxophon) Elias Stemeseder (Klavier, Synthesizer) Leif Berger (Schlagzeug) Florian Herzog (Kontrabass)
Ein Irrgarten ist ein Ort, an dem man sich verliert, ein Labyrinth hingegen ein Platz, an dem man sich findet. Der Kölner Bassist Florian Herzog durchbricht auf seinem Album „Almost Natural“ die schmale Trennwand zwischen Labyrinth und Irrgarten und schafft ein Refugium, an dem sich nicht nur er und seine Mitmusiker, sondern auch die Hörerinnen und Hörer der Platte gleichzeitig finden und verlieren können.
Grundsätzlich lebt „Almost Natural“ von brillant ausbalancierten Gegensätzen. Das Hyperaktive begegnet dem Entspannten, das Verbindliche dem Unverbindlichen, das Synthetische dem Organischen, das Abstrakte dem Zugänglichen, das in sich Gebrochene dem kontinuierlich Fließenden, das Groovige dem Avantgardistischen. Herzog lotet alle Ecken und Winkel seiner musikalischen Persönlichkeit aus, ohne jemals das Epizentrum aus dem Blick zu verlieren. Er scheut sich nicht vor Extremen, die sich aber immer über das gemeinsame Zentrum definieren. „Wenn ich schreibe, setze ich immer auf diese Kontraste“, hält der Bassist fest. „Die freie Improvisation ist mir ungeheuer wichtig. Bei aller Abstraktion suche ich aber auch stets nach einem Kern, der die Musik zugänglich macht. Das kann eine Melodie oder ein Groove sein, der ein Kopfnicken auslöst, auch wenn man bei Hören vielleicht gar nicht hundertprozentig nachvollziehen muss, was da wirklich passiert. Bei der Setlist des Albums genauso wie beim Ablauf eines Live-Konzerts weiß ich, dass man nach fünf Minuten Chaos erstmal wieder ein paar Melodien oder Akkorde zum Entspannen braucht. Im Großen wie im Kleinen.“
Mit voller Absicht führt Herzog das Ohr schon in den ersten beiden Tracks in die Irre. Der Opener „Listening Integrity“ ist ein Feuerwerk an Abstraktion und Wildheit, während der zweite Song „Advanced Computer Music“ sanft an die Klangästhetik von Fusion Jazz erinnert, ohne es an struktureller Komplexität mangeln zu lassen. Auch in der Folge macht Herzog äußerst vielfältige Angebote, als würde man über einen Archipel von Inseln mit ganz verschiedenen klimatischen Bedingungen, geologischen Formationen und Besiedlungsdichten fliegen. Und doch gehören all diese Eilande zu ein und derselben Inselgruppe. Herzog hat diese beiden Songs, die gegensätzlicher kaum sein könnten, bewusst an den Anfang des Albums gesetzt, um nicht nur das Spektrum der Songs abzustecken, sondern durch den positiven Schock des ästhetischen Systemwechsels beim Hören auch einen Höchstgrad an Aufmerksamkeit zu generieren.
Vieles klingt hier nach im ersten Augenblick Free Jazz, doch Herzog behält viel zu viel Kontrolle über den musikalischen Gesamtprozess, als dass es wirklich genuiner Free Jazz wäre. Mit seinen Kollegen Elias Stemeseder an Klavier und Synthesizer, Sebastian Gille am Saxofon und Leif Berger am Schlagzeug hat der Bassist drei Mitstreiter, mit denen er nicht nur jeden erdenklichen Spielgrund ausschreiten kann, sondern die sich auch – um beim oben genannten Bild zu bleiben – in jeder Situation individuell und kollektiv komplett verlieren können, um sich genauso schnell und intuitiv wiederzufinden. Womit ein weiterer sich bedingender Gegensatz gefunden wäre: der permanente Dualismus zwischen Festhalten und Loslassen.
Mit seinen drei Mitspielern verbindet Herzog eine Symbiose, die sich am besten mit dem Albumtitel almost natural beschreiben lässt. In blindem Einverständnis preschen sie gemeinsam los, fangen sich gegenseitig auf, durchdringen einander, grenzen sich zuweilen auch voneinander ab, um die miteinander geschaffenen Demarkationslinien sogleich wieder aufzulösen. Im kollektiven Spiel verlagert sich das Impulszentrum unentwegt. Am längsten kennt Florian Herzog Drummer Leif Berger. Die beiden Kölner bilden seit ungefähr zehn Jahren in den unterschiedlichsten Formationen eine stabile Rhythmuseinheit. Herzog betont, dass sie in diesem Zeitraum nebeneinander und miteinander gewachsen sind, ohne dass Einer von beiden je in einer Band des jeweils Anderen gespielt hätte. Mit „Almost Natural“ geht somit ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung. Den österreichischen Tastenmann Elias Stemeseder lernte Herzog in New York kennen. Die beiden Musiker waren Nachbarn und ließen keine Gelegenheit aus, miteinander zu spielen. Wie Berger zeichnet sich auch Stemeseder durch eine schier grenzenlose intuitive Flexibilität aus, die ihn nicht nur spontan auf jeden Kontext reagieren, sondern auch stets in Vorleistung gehen und gestalten lässt. Seine Sounds sind speziell auf dem Synthesizer, den er im Ursprung des Wortes zur expliziten Klang-Synthese benutzt, nicht zuletzt das Bindemittel, das die Intentionen der drei Anderen zusammenhält. Die Partnerschaft mit dem für seine Husarenritte bekannten Saxofonisten Sebastian Gille verdichtete sich während der Corona-Zeit. Man traf sich regelmäßig gemeinsam mit Leif Berger und begann die Grundlage für die Stücke zu legen, die jetzt auf „Almost Natural“ vollendet wurden. Herzog selbst agiert hier nicht nur als Bassist und Komponist, sondern auch als Post Producer, der nach den Echtzeit- Sessions mit viel Fingerspitzengefühl Hand anlegte und den Songs ihren endgültigen Schliff verlieh.
In den speziellen Qualitäten dieser Besetzung bringt Florian Herzog den Mut zu einer Entscheidung auf, die man im Jazz ebenso selten antrifft wie in allen anderen Musikrichtungen. Das Quartett definiert sich weniger über seine gemeinsame Schnittmenge als über die individuellen Gegensätze seiner Mitspieler. Daraus resultiert eine geradezu explosive Spannung, ganz egal, ob es sich um die dynamischeren Parts oder die ruhigeren Phasen handelt. Aus der Unterschiedlichkeit der jeweiligen Positionen heraus können sich die vier Musiker in jedem Stück neu begegnen. Die Interferenzen des Zugangs und der Auffassungen ermöglichen einen Mehrwert, der weit über das von der Besetzung Saxofon-Tasten- Bass-Schlagzeug Erwartbare hinausgeht. Die übliche Rollenverteilung wird konsequent aufgebrochen und die Anteile neu und stets überraschend montiert.
Die Dramaturgie von „Almost Natural“ lässt sich am besten mit dem Songtitel „Misleading Energy“ beschreiben. Es ist wie ein aktiver Vulkan, dessen Kamine hier und da aufbrechen und kochende Lava in die Umgebung spucken, auf dessen fruchtbaren Hängen es aber ansonsten grünt und blüht. Zuverlässige Unvorhersehbarkeit – das ist es, was dieses Album vor allem anderen auszeichnet.