Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats der Landeshauptstadt München
Archiv von “2018”
11.12.2018_Phosphoros Ensemble spielt Christian Morgenstern
Almut Kühne (Stimme)
Uli Pleßmann (Rezitation)
Frank Gratkowski (Klarinette, Bassklarinette)
Kathrin Pechlof (Harfe)
Meinrad Kneer (Kontrabass, Komposition)
Der Berliner Kontrabassist und Komponist Meinrad Kneer hat sich mit dem Werk Christian Morgensterns (1871-1914) auseinander gesetzt. Text und Musik, Komposition, Improvisation und Rezitation greifen ineinander und verweben sich zu einem neuen Ganzen.
Das Ensemble ist mit herausragenden Berliner Musikern besetzt. Alle sind klassisch ausgebildet, renommiert im Bereich der zeitgenössischen Musik und zudem innovative Improvisationskünstler. Dazu passt perfekt die außergewöhnliche Musikalität des Schauspielers Uli Pleßmann. Seine Rezitationen der Gedichte sind sehr musikalisch gedacht, die Worte werden Teil der Musik und umgekehrt.
Die CD zum Programm ist 2015 auf dem Schweizer Label Unit Records (UTR 4614) erschienen.
Pressezitate:
(…) Die Entscheidung die Stimme der Sopranistin Almut Kühne den durch Uli Pleßmann rezitierten Gedichten gegenüberzustellen, hebt das Ganze auf eine höhere Ebene. (…) Kühne hat eine helle, natürliche Stimme, makellos und klassisch geschult, ebenso intensiv wie auch abenteuerlich. Die Harfe von Kathrin Pechlof und der gezupfte Bass bringen den rhythmischen Impuls und Frank Gratkowski zeigt erneut, warum er einer der Klarinettengroßmeister Deutschlands und der großräumigen Umgebung ist. Meist erinnert die Musik an zeitgenössische Kammermusik, aber durch die Improvisationen wird das Bild vielschichtiger und das ist genau, was die Arbeit Morgensterns braucht.
Herman te Loo, Januar 2016 jazzflits.nl
Der Berliner Bassist ist nie um Ideen nie verlegen, wenn es darum geht, Grenzen zwischen Jazz, improvisierter, komponierter und ethnischer Musik auszuloten. (…) das Phosphoros Ensemble (…) vermischt seinen kammermusikalischen Charakter mit manchen Free-Ergüssen. Sie entsprechen der Lyrik eines so eigenwilligen Dichters. (…) Almut Kühnes und Uli Pleßmanns Stimmen werden den Gedichten zwischen Realität und Utopie, die oft humoristisch genannt werden, allzeit gerecht. (…)
Reiner Kolbe, Jazzpodium 12/15 1-16, Dezember 2015
(…) KNEER ist es erneut gelungen, etwas Unerwartetes musikalisch und sehr variabel zu integrieren; das macht Lust auf mehr. Und: „Meinrad Kneers Phosphoros Ensemble spielt Christian Morgenstern“ revitalisiert diesen Dichter und gießt sein Werk in eine attraktiven Form für die heutige junge Generation.
Zdenek Slaby, August 2015, hisvoice.cz
(…) die leicht zu lesenden Verse sind alles andere als oberflächlich und offenbaren ihre zweite, dritte und weitere Bedeutung nicht ohne weiteres. Das Phosphoros Ensemble hilft gerade bei dieser Interpretationsarbeit, wobei sie für den Anfänger praktische Deutungshilfen liefern und sich auch für Kenner der morgensternschen Lyrik durchaus Neues entdecken läßt. (…)
Christoph Turnherr, Mai 2015, Jazz’n’more
13.11.2018_Lisbeth Quartett
Charlotte Greve (Saxophon, Komposition)
Manuel Schmiedel (Klavier)
Marc Muellbauer (Kontrabass)
Moritz Baumgaertner (Schlagzeug)
2009 gegründet, seit 2012 paritätisch auf Berlin und New York verteilt, wurde das Lisbeth Quartett für seine zweite CD Constant Travellers mit einem Jazz-Echo als Newcomer des Jahres ausgezeichnet. Der Nachfolger Framed Frequencies (01/2014) erhielt auch international viel Lob, das folgende Live-Album dokumentierte die Spiel- und Improvisationsfreude der Band auf der Bühne.
Am 27. Oktober 2017 erscheint There Is Only Make. „Das neue Album ist mehr aus dem Bandprozess heraus entstanden als unsere früheren Studioproduktionen. Vor den Aufnahmen haben wir die Stücke in vielen Konzerten gemeinsam ausformuliert“, sagt Bandleaderin Charlotte Greve. Sie vergleicht den Prozess mit einem Maler, der nach und nach Details und Tiefe seines Bildes entwickelt. Das Ergebnis sind vielschichtige Stücke, die zwischen ruhigen Passagen und kräftigen Steigerungen oszillieren. Melodische Bögen und klare Formen, subtiles Zusammenspiel und moderne Haltung zeigen Gestaltungswillen und Charakter. Greves hintergründige, teils lyrische Kompositionen sind im besten Sinne zeitlos, vereinen Tiefgang, unaufdringliche Leichtigkeit und weite Spannungsbögen.
Natürlich steht Charlotte Greves Alt-Saxophon im Zentrum. Ihr leuchtender, schwebender Ton, die klaren bis verschlungenen Modulationen werden von ihren profilierten Partnern beflügelt. Marc Muellbauers distinguierte Basslinien sind viel mehr als nur Grundierung, Pianist Manuel Schmiedel kreiert phantasievolle Panoramen und Soli, Moritz Baumgärtners unkonventionelles, klangvoll-dynamisches Schlagzeugspiel befeuert rhythmische Finessen. Aus all dem entsteht der innige, pointierte Sound des Lisbeth Quartetts.
09.10.2018_Chris Gall Trio feat. Frank Möbus
Frank Möbus (Gitarre)
Chris Gall (Klavier)
Henning Sieverts (Kontrabass)
Peter Gall (Schlagzeug)
There is something a Cosmic Playground and Jazz have in common!
Cosmic Playground, ein schrankenloser Ort der Fantasie auf einem unerforschten Planeten. Ohne Grenzen und Vorgaben, ein Spiel auf die eine oder andere Art zu spielen. Wer nicht so weit reisen will, der kann sich auch das neue Programm von Chris Galls drittem Trio-Album „Cosmic Playground“, deren zwei Vorgänger auf dem Label ACT erschienen sind, anhören. Begleitet vom Bassisten Henning Sieverts und seinem Bruder Peter an den Drums gelingt Chris Gall eine grandiose Sammlung unterschiedlichster Soundtracks zu wunderbaren Filmen, die erst im Kopf des Zuhörers entstehen und sich garantiert nicht immer gleichen. Titel wie „Arthur Dent Knows“ oder „Follow the Milky Way, Then Turn Left“ sind dabei herausgekommen. Musik, die ihren Zauber umso mehr entfaltet, je länger man ihr zuhört. Auch John Lennons „Across the Universe“ schwebt auf seinem Weg ins Sternenbild Ursa Minor mit. Nach seinem impressionistisch anmutenden Solo CD-Debut „Piano Solo“ und knapp 250 Konzerten als Gastpianist mit der Weltmusik-Formation Quadro Nuevo, bereichert Chris Gall nun wieder das akustische Klavier-Trio. Schon 2008 schreibt das größte englische Jazzmagazin Jazzwise: „Chris Gall’s Trio debut provides evidence that jazz is alive and kicking in Germany“.
Für seine aktuellen Konzerte hat das Trio den Berliner Gitarristen Frank Möbus eingeladen, eine Koryphäe an der Jazzgitarre und Professor an der Musikhochschule Weimar, der als Leader der Formation „Der Rote Bereich“ zu den spannendsten und innovativsten Gitarristen Europas gehört. Möbus, der wie Chris Gall am renommierten Berklee College of Music in Boston sein Jazzstudium abschloss, bereichert mit rockigen Riffs und seinem melodiösen Spiel das akustische Trio, das sich mit hymnischen Hook-Lines, kraftvolle Basslinien und rasante Drum-Grooves locker über die Grenzen der Genres hinwegsetzt. Wunderbar frischer Jazz, befreit vom kommerziellen Korsett, offen, verspielt und grenzenlos!
11.09.2018_Karl Ivar Refseth Duo
Karl Ivar Refseth (Vibraphon)
Christian Weidner (Alt-Saxophon, Dudouk)
Bei Vibraphon denken vermutlich viele an Rhythmus und Groove, andere möglicherweise an komplexe harmonische Kaskaden. All das kann Karl Ivar Refseth selbstverständlich spielen, nachzuhören in den ersten Produktionen des Andromeda Mega Express Orchestra, beim Tied & Tickled Trio mit Billy Hart und seit gut vier Jahren bei Deutschlands innovativsten Indierockern The Notwist. Für sein eigenes Album Praying kreierte der in Berlin lebende Norweger eine individuelle Ästhetik. „Wenn ich komponiere, denke ich manchmal auch in Strukturen. Richtig am Ziel fühle ich mich aber erst, wenn ich einen besonderen Zauber in der Musik spüre“, erklärt Refseth. „Deswegen sind auf diesem Album viele Melodien, die man in ähnlicher Weise mögen kann wie einen Popsong.“ Letztlich geht es darum, etwas zu spielen, das man wirklich meint, ohne dabei cool sein zu wollen, findet Refseth. „Musik kann starke Aussagen machen, manchmal gerade in leisen, meditativen Momenten.“
Davon gibt es tatsächlich viele auf Praying. Ziselierte Noten, zurückhaltende Improvisationen und pastellfarbene Lautmalereien entwickeln eine seltene, anrührende Intimität. Unwillkürlich entsteht der Eindruck imaginärer Soundtracks. Refseths Musik gibt aber keine Bilder vor und hält sich von direkten Verweisen fern. So lässt sie Assoziationen in alle Richtungen zu.
1977 wurde Karl Ivar Refseth in der Nähe von Lillehammer geboren. Als Jugendlicher spielte er in einer lokalen Blaskapelle und entwickelte eine Liebe zum Jazz. Trotzdem studierte er in Oslo zunächst Klassik, „weil man mir sagte, dass ich damit mehr Möglichkeiten in alle Stilrichtungen hätte.“ Nach dem Examen 2005 wechselte Refseth das Genre und konzentrierte sich auf improvisierte Musik. Gleichzeitig wollte er wenigstens eine Zeit lang im Ausland wohnen. „New York war teuer, so kam ich auf Berlin“, grinst Refseth, „aber vor allem war David Friedman hier.“ Der einst aus New York eingewanderte Großmeister ist, daran lässt Refseth keinen Zweifel, eine seiner stärksten Inspirationsquellen. „Ich kam zu David als Schlagzeuger und wurde bei ihm zum Vibraphonisten. Er lässt das Instrument dreidimensional werden.“ Seitdem findet Refseth, „das Vibraphon kommt mehr zu seinem Recht, wenn man es nicht nur rhythmisch spielt, sondern auch seine Möglichkeiten zu oszillierenden Klangfarben und schwebender Transparenz nutzt.“
In der Berliner Szene ergaben sich schnell weitere Kontake. „Schon in meinem ersten Jahr fragte mich Daniel Glatzel, ob ich beim Andromeda Mega Express Orchestra mitmachen wollte“, erinnert sich Refseth, „gleichzeitig veröffentlichte ich die erste CD mit meinen Kompositionen.“ Zu seinem damaligen Studenten-Trio Hägar gehörten Schlagzeuger Andi Haberl und Bassist Andreas Waelti. Es folgte die erste Kooperation von AMEO mit The Notwist für deren Album The Devil, You And Me. „Ich kannte diese Band vorher nicht, ihre Musik hat mich aber einfach umgehauen“, erinnert sich Refseth. Danach komponierte und spielte er neben Console alias Martin Gretschmann für das Hörspiel „Gott“ von Andreas Ammer.
Die vielfältigen Erfahrungen der letzten zwei Dekaden prägen erkennbar Refseths persönlichen Stil. Er liebt Bach, Beethoven und Brahms, ebenso die Melodien und den Ton von Dexter Gordon und John Coltrane. Gleichermaßen schätzt er die wegweisenden Elektronik-Visionen Martin Gretschmanns. Was Refseth nicht mag sind Genre-Denken und musikalische Einschränkungen, insbesondere in der Klassik.
Spiritualität steht derzeit kaum im Fokus, wenn über aktuelle Musik gleich welchen Stils gesprochen wird. Schon gar nicht in Europa, das politisch wie kulturell Wert auf seine säkulare Einstellung legt. Einen anderen Ansatz verfolg(t)en manche afro-amerikanischen Jazzer, die von je her auch spirituelle Einflüsse beschworen. Nicht nur sie empfinden ihre Improvisationen bisweilen als Dialog mit dem Übersinnlichen. „Ich bin ein gläubiger Mensch“, sagt Karl Ivar Refseth, „ohne deswegen oft in der Kirche zu sein. Aber ich kommuniziere mit Gott, auch durch meine Musik.“ Die Stücke der Platte sind teilweise im Gedenken an einen privaten Verlust im Winter 2013/14 entstanden. „Deswegen habe ich die CD Praying genannt. Der Titel beschreibt die Gefühle, die ich hatte, als ich komponierte und die nun auch wieder auftauchen, wenn wir die Stücke spielen.“ Natürlich tragen diese Gefühle zur besonderen Stimmung dieses außergewöhnlichen Albums bei.
Text: Norbert Krampf
17.07.2018_Bastian Stein Trio
Bastian Stein (Trompete)
Phil Donkin (Kontrabass)
James Maddren (Schlagzeug)
Überschwänglicher als der Pirouet-Erstling dieses Musikers im Frühjahr 2013 wird selten eine CD gefeiert. „Was für ein Ton!“ – mit diesem Ausruf etwa begann die Besprechung im Magazin „Audio“, die dann den „facettenreichen“ und „weichen“ Ton des Bandleaders lobte und diese Musik als „Filigran-Jazz“ etikettierte. „Eine wunderschöne CD“, befand die Fachzeitschrift „Jazzpodium“. Und der Radiosender BR-Klassik attestierte Steins Musik „poetische Kraft und viel Ruhe“. Stein selber verfüge, hieß es da weiter, über ein „makelloses Spiel“, das er dazu nutze, „Klänge und Läufe seiner raffiniert schönen Melodien in alle Richtungen nuancenreich auszuformen, ohne dabei je den Eindruck zu vermitteln, ein muskulär-sportlicher Spieler zu sein“.
Ein Musiker, der etwas zu sagen hat – und der das mit außerordentlich feinen und gut gestalteten Tönen tut: So könnte man das zusammenfassen. Und genau das sind die besonderen Merkmale dieses 1983 in Heidelberg geborenen Trompeters, der seit seinem fünften Lebensjahr in Wien aufwuchs, dort sowie in Amsterdam und New York ausgebildet wurde und jetzt in Köln lebt.
12.06.2018_Matthieu Bordenave – Grand Angle
Matthieu Bordenave (Tenor Saxophon)
Geoff Goodman (Gitarre)
Henning Sieverts (Kontrabass)
Shinya Fukumori (Schlagzeug)
Nach zwei erfolgreichen und von der Presse hochgelobten CDs bei ENJA Records (5* Rondomagazin, Empfehlung KulturSpiegel) mit der Formation Le Café bleu international, erscheint nun Matthieu Bordenaves mit Spannung erwartetes Debütalbum als Bandleader und Komponist mit seinem neuen Quartett, das ebenfalls bei ENJA erscheint.
Feine Linien, breite Striche, leuchtende Farbfelder. Cyan-Blau, Bernsteinfarben, Karminrot oder gelb-braunes Siena-Ocker. Saxophonist Matthieu Bordenave lässt auf seiner CD „Terre de Sienne“ Farben erklingen. Das Tenorsaxophon ist sein Pinsel. Er ist Synästhetiker, das heißt, er hört Farben und ordnet sie bestimmten Tönen und Harmonien zu. Erklingt c-Moll, erscheint vor seinem inneren Auge ein kräftiges Blau.
Alle Kompositionen der CD „Terre de Sienne“ sind nach Farben benannt. Bordenave legte sich zum Komponieren ein farbig bedrucktes Papier auf den Notenständer und ließ sich von dieser Farbe zu einer Melodie inspirieren. Basslinie und Harmonien kamen später dazu. So entstanden Stücke, in denen starke, erzählende Melodien den harmonischen Verlauf bestimmen. Matthieu Bordenave geht es um den Pinselstrich, der seine Töne verbindet und nicht um konstruierte Harmoniegebilde. Seine Farbmusik singt – und sie spricht direkt an, obwohl sie alles andere als konventionell ist.
Sein großartiges Quartett „Grande Angle“ bringt die Klänge plastisch auf die Leinwand. Wie der Bandname sagt, blicken die vier Musiker im Weitwinkel auf ihr Zusammenspiel: Saxophon und Schlagzeug bilden dabei den Rahmen, Kontrabass und Gitarre sind ihrer traditionellen Rollen enthoben, denn sie liefern Gegenstimmen, Farbflächen und Schattierungen. Luftig leicht kann man mit diesem Quartett durch das Azurblau des Himmels segeln, zu kantig-kaltem Stahlgrau erstarren, im Duo mit Tenorsaxophon und Schlagzeug über eine kräutergrüne Miniatur meditieren, sich von einer tiefgründigen smaragdgrünen Melodie einsaugen oder von der ockergelben Erde von Siena wärmen lassen.
Wichtiger Impuls für Bordenave sind die Préludes des französischen Komponisten Olivier Messiaen von 1928/29. Messiaen, auch Synästhetiker, hat die acht Stücke unterschiedlichen Farbkombinationen zugeordnet. Sie waren schon lange prägende Stücke für Bordenave und schlussendlich auch der Anstoß zu diesem Projekt.
Matthieu Bordenave wagt mit „Terre de Sienne“ den Schritt vom reinen Improvisator hin zum Komponist und etabliert sich dadurch umso stärker als eine der herausragenden Figuren des aktuellen europäischen Jazz. Seine Tonmalereien sind zeitlose Bilder von entrückender Schönheit und Kraft.
Ulrich Habersetzer (BR-Klassik)“
10.04.2018_Tilo Weber Quartett – Four Fauns
Tilo Weber (Schlagzeug, Komposition)
Hayden Chisholm (Alt Saxofon)
Andreas Lang (Kontrabass)
Richard Koch (Trompete) – für ihn spielt an diesem Abend Damir Bacikin
„Mein Leben?!: ist kein Kontinuum! (nicht bloß durch Tag und Nacht in weiße und schwarze Stücke zerbrochen!) (…) ein Tablett voll glitzernder snapshots.“
Das Quartett des Berliner Schlagzeugers Tilo Weber lässt sich von Arno Schmidts snapshots inspirieren und erzeugt mit einer beeindruckenden Farbpalette von warmen Pastellfarben bis schillernden Blautönen einen bunten Klangteppich. Schmidt erklärt das Kontinuum des Lebens zur Illusion und liefert den vier Faunen eine Steilvorlage sich in der Musik von Raum und Zeit zu lösen.
Mit Richard Koch an der Trompete und Hayden Chisholm am Altsaxophon trifft Feuer auf Wasser. Der nachdrückliche Puls von Kontrabassist Andreas Lang grundiert eine Ebene auf der Schlagzeuger Tilo Weber sein volles klangliches und melodische Potenzial entfalten kann. Diese traditionsreiche Quartettformation entwickelt dabei einen völlig neuen Sound, der sich aus den Tiefen der klassischen Musik speist und eine große Brücke zur zeitgenössischen Musik und der Avantgarde des Jazz schlägt.
Die kontrapunktischen Kompositionen von Weber loten die Grenzen der Dreistimmigkeit aus und überzeugen durch eine erfrischende Transparenz. Jazzstandards werden rückwärts gespielt und Präludien für fügenähnliche Balladen improvisiert. Die „Four Fauns“ begeistert durch eine stilistische Bandbreite und präsentieren einen zeitgenössischen Jazz der nicht avantgardistisch um den Preis der emotionalen Kälte ist und ohne Klischees auskommt.
Hayden Chisholm ist ein Saxofonist und Komponist geboren in Neuseeland. Mit einem DAAD Stipendium hat er an der Kölner Musik Hochschule studiert. Weitere Stipendium ermöglichte er privates Unterricht zu nehmen in Japan und Indian. In 1995 entwickelte er ein neues Mikrotonales System für Saxofon welches er bei seiner Debüt Solo CD „Circe“ vorstellte. Seine Kompositionen wuerden von BBC und WDR Rundfunk aufgenommen und er hat mehrere Konzert Tourneen auf allen Kontinenten gespielt, als Solist und mit Gruppen wie Root70 und David Sylvian. Er hat an mehreren Universitäten Masterclasses gegeben und gibt ein jährliches Meisterkurs in Griechenland. Er ist künstlerische Leiter des Plushmusic Festivals in Köln. Er hat die Musik komponiert für mehrere Installationen der Deutsche Künstlerin Rebecca Horn und hat auch Musik für mehrere ihrer Filme komponiert. 2008 war er Regie Assistent bei den Salzburger Festspielen. In 2013 veröffentlichte er seine 13CD Box Set „13 Views of the Heart’s Cargo“ und bekam den „SWR Jazz Preis“. 2015 war er „Improvisor in Residence“ in Moers. In 2016 veröffentlicht er seine zweiter 13er Cd Box „Cups of Oblivion“ und stelle seine erste Kurzfilm „Sisyphus Runs“ vor.
Andreas Lang stammt von einer Insel im Süden Dänemarks. Mit sechzehn Jahren fing er an, Bass zu spielen und mit 21 begann er dann ein Studium auf der Carl-Nielsen-Musikakademie in Odense bei dem Bassisten Bo Stief .
Andreas Lang spielte in Dänemark mit Musikern wie Anders Mogensen, Hans Ulrik, Kresten Osgood, Håvard Wiik und Mads la Cour.
Im Jahre 2007 zog er nach Berlin und ist seitdem in der dortigen Jazzszene unterwegs. So arbeitete er hier mit Felix Wahnschaffe, Rudi Mahall, Philipp Gropper, Oliver Steidle, Gunter Hampel , Henrik Walsdorf, Tobias Delius, John Schröder, johannes Enders, Han Bennink, Ack van royen, Tony Allen, Don Friedman , Gunter Hampel , Jeremy Pelt, Bill Steward, Danny Grissett , Steve Nelson, Larry Porter, Bill McHenry und Kurt Rosenwinkel.
Der österreichische Trompeter Richard Koch aus Tulln bewegt sich in einer Vielzahl von Genres und Ausdrucksformen. Schwerpunkt ist stets die Körperlichkeit von Musik. Dies führte zu einer Vielzahl von Projekten, die Musik mit anderen Kunstformen (Tanz, Bildende Kunst, Sprache) verschmelzen, hatte aber auch die Arbeit auf großen Bühnen im Pop-‐ und Klassikbereich zur Folge.
Zusammenarbeit mit Julyen Hamilton, Wolf Wondratschek, Hermeto Pascoal, Peter Fox, Miss Platnum, Beatsteaks, Frank Gratkowski, Ingrid Laubrock, Berliner Ensemble, Komische Oper Berlin, …
Tilo Weber (*1990, Aachen) ist Schlagzeuger/Komponist und lebt in Berlin. Er komponiert und trommelt für seine eigenen Bands Animate Repose und Four Fauns und ist Sideman im David Friedman Trio/Quartett, Clara Haberkamp Trio (JazzBaltica Preis 2011), And the Golden Choir, Laura Winklers Wabi-Sabi Orchestra und Otis Sandsjös Otis+Wedding.
Tilo Weber studiert von 2009 bis 2014 Schlagzeug am Jazz Institut Berlin bei Prof. John Hollenbeck und von 2015 bis 2017 Komposition bei Prof. Ruta Paidere an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. In dieser Zeit war er Stipendiat der Dr. E. A. Langner Stiftung. 2017 nahm er Unterricht in „klassischem Schlagwerk“ bei Prof. Dr. H.C. Bernhard Wulff in Freiburg.
Als aktiver Bestandteil der Jazzszene Berlin eint er Improvisation mit Komposition und bewegt sich damit in der Freien Musik ebenso wie in der Indie Pop Szene. Zusammenarbeiten mit Greg Cohen, Peter Brötzmann, Rudi Mahall, Chris Dahlgren, Tobias Siebert und der NDR Bigband führen ihn zu nationalen (u.a. JazzBaltica Festival) und internationalen Festivals zahlreicher Genres.
Das Debut Animate Repose erschien bei shoebill music exklusiv auf 12″ Vinyl.
13.03.2018_Oli Kuster Kombo – Magniflex
Oli Kuster (Klavier, Fender Rhodes)
Domenic Landolf (Tenor Saxophon)
Christoph Utzinger (Kontrabass)
Kevin Chesham (Schlagzeug)
Magniflex. Die neue Platte der Oli Kuster Kombo.
Magniflex. Der Name erinnert Radsportfans an das italienische Team, das in den Siebzigern mehrere Klassiker gewann. In Zukunft wird der Name auch Jazzliebhabern ein Begriff sein. Auf ihrer neuen Platte Magniflex steht die Oli Kuster Kombo dem erfolgreichen Radteam in keiner Weise nach. Wir verfolgen waghalsige Solofluchten, Abfahrten in klangvolle Täler und ruhige Passagen, während derer das Quartett geschlossen dahinrollt und durchatmet.
Die Musik der Kombo klingt warm und nahe, man hört das Keuchen der Fahrer und das Kratzen der Nadel auf Vinyl. Oli Kuster im rosa Leadertrikot lässt seine Mitspieler am Saxofon, Bass und Schlagzeug immer wieder ausreißen, kontrolliert das Feld aber souverän, beschleunigt oder verlangsamt das Tempo. Dabei zieht er kleine Bewegungen den großen Gesten vor und spinnt ein einzelnes Motiv zu einem ganzen Stück weiter. Dieses Auf und Ab, gleichzeitiger Wettstreit und Mannschaftsakt der Instrumente, entwickelt einen Sog, dem man sich schwer entziehen kann.
Seit dem letzten Album der Kombo, Flokati, sind acht Jahre vergangen. In der Zwischenzeit hat Oli Kuster mit aeiou funkelnden Pop geschaffen, mit dem Duo OKRA Field Recordings, elektronische Musik und Pianoklänge kurzgeschlossen, als Astronaut die Spoken-Word-Sphäre durchflogen und mit Melker Klubs gerockt. Jetzt ist der Berner Tausendsassa zurück mit einer neuen Jazz-Platte. Die zwölf Kompositionen auf Magniflex tragen alle Kusters Handschrift, klingen eingängig und eigenwillig zugleich. Domenic Landolf am Saxofon, Christoph Utzinger am Bass und Kevin Chesham am Schlagzeug stehen in ständigem Dialog mit Oli Kuster am Piano und Rhodes und sprühen vor Fantasie und Spielwitz. Der Humor der Kombo zeigt sich nicht nur in den geheimnisvollen Titeln und im verspielten Comic-Cover, sondern auch in überraschenden Wendungen der Musik.
Auf ihrer neuen Platte spielt sich die Oli Kuster Kombo mit kleinen Melodien und großen Solos in unsere Ohren und schafft magisch-poetische Klangmomente. Die Radfahrer wurden damals vom Matratzenhersteller Magniflex gesponsert. Das Album Magniflex ist wie Probeliegen und Probehüpfen auf zwölf Matratzen: Jazz in seiner schönsten Form.
www.olikuster.ch
06.02.2018_Philip Zoubek Trio
Philip Zoubek (Klavier, Komposition)
David Helm (Kontrabass)
Dominik Mahnig (Schlagzeug)
„Das Philip Zoubek Trio entstand 2016 aus dem Gedanken heraus, einen eigenständigen Ansatz in der traditionsreichen Besetzung Klavier-Bass-Schlagzeug zu formulieren. Jeder der Musiker hat einen breitgefächerten musikalischen Horizont, der von aktueller Improvisation, über Jazz bis zur Neuen Musik reicht. Die Auflösung der traditionellen Rollenverhältnisse steht bei dem Trio Vordergrund, genauso wie die Nivellierung von Improvisation und Komposition. Auf Basis einer komplexen und vielschichtigen Rhythmik ist die Musik des Trios hochenergetisch, treibend, virtuos, bisweilen spielerisch und besticht durch eine musikalische Kante, die man in dieser Intensität nur selten zu hören bekommt.“
„Der Pianist Philip Zoubek ist eine Ausnahmeerscheinung in der heutigen Jazzszene“
Hans-Jürgen von Osterhausen
„…ein perfekt austariertes Spiel, das jegliche Trockenheit oder verkopfte Komplexität vermeidet“
Culturejazz.fr, Thierry Giard
Philip Zoubek, Klavier, Komposition
geboren 1978 in Tulln, Niederösterreich – lebt und arbeitet als Pianist und Komponist in Köln.
Zusammenarbeit mit Frank Gratkowski, Wilbert deJoode, Louis Sclavis, Petter Eldh, Christian Lillinger, Thomas Lehn, Herb Robertson, Paul Lytton, Rudi Mahall und vielen anderen.
Konzerte u.a im Konzerthaus Wien, Philharmonie Luxemburg, Moersfestival, Ullrichsberger Kaleidophon, GetItLouder Festival Shanghai/Beijing, Tourneen durch Kanada, Russland, Indien…
Preise und Auszeichnungen:
– Horst und Gretl Will Stipdenium der Stadt Köln 2008
– erster Platz beim Bielefelder Kompostionswettbewerb für neue Medien 2003 (Bunker Ulmenwall)
– 2ter Preisträger mit der Formation „Snaut“ beim Improvisationswettbewerb im Rahmen des Düsseldorfer Altstadtherbsts 2003
– Kulturförderpreis 2002 des Kreises Herford mir dem Projekt „Cauldron“
Veröffentlichungen bei Creative Sources, Leo Records, Schraum, Second Floor, Emanem, Tarumton, Whyplayjazz, Jazzwerkstatt
David Helm
David Helm (*1990) ist Kontrabassist und lebt in Köln. Seit 2015 kuratiert er mit Fabian Arends die Konzertreihe „First Meetings“ im Loft Köln. Für seine Bands MAREK JOHNSON Pollon, Zoom Trio ist er auch kompositorisch tätig. David spielte auf Festivals wie dem Curitiba Jazzfestival, Saint-Louis Jazzfestival, Wangaratta Festival of Jazz, Jazzfestival Odessa, Winterjazzfestival Koln, Bonner Jazzfest, Deutsches Jazzfestival Frankfurt a.M., Jazzrally Düsseldorf, Moers Jazzfestival, Enjoy Jazzfestival, Acht Brücken Festival u.a.
Konzertreisen führten ihn u.a. durch Europa, nach Brasilien, Mexiko, USA, Canada, Senegal, Guinea- Bissau, Bosnien-Herzegowina.
Dominik Mahnig
Dominik Mahnig ist in einer Musikerfamilie in Willisau (CH) aufgewachsen und bereits als 3-Jähriger von Trommeln, Grooves und Sound fasziniert. Er findet über das legendäre Jazzfestival Willisau einen spielerischen Zugang zu Jazz und Improvisierter Musik. Nach seinem Bachelorabschluss in Luzern absolviert er ein Masterstudium in Köln, wo sich mittlerweile sein Lebensmittelpunkt befindet. Gerry Hemingway, Frank Gratkowski und Jonas Burgwinkel sind wichtige Mentoren auf diesem Weg.
Er schreibt für seine Working Bands The Great Harry Hillman (ZKB Jazzpreis 2015) und das Zooom Trio. Als gefragter Sideman und Improvisator arbeitet er mit den Musikern Simon Nabatov, Mark Dresser, Dieter Manderscheid, Philip Zoubek, Frank Gratkowski, David Helm, Christian Lorenzen, Robert Landfermann uva.
2017 erhält er das Horst und Gretl-Will Stipendium der Stadt Köln (Kölner Jazzpreis)
09.01.2018_Luca Sisera ROOFER
Luca Sisera (Kontrabass, Komposition)
Michael Jaeger (Tenorsaxophon, Klarinette)
Maurus Twerenbold (Posaune)
Yves Theiler (Klavier)
Michi Stulz (Schlagzeug)
Seit Jahren ist der Schweizer Kontrabassist Luca Sisera als Sideman in zahlreichen Formationen aus dem Jazz- und Improbereich tätig. Nun tritt er erstmals als Leader in Erscheinung und hat hierfür ein illustres Quintett zusammengestellt.
Mit Michael Jaeger (ts, cl), Maurus Twerenbold (tb), Yves Theiler (p) und Michi Stulz (dr) konnten vier umtriebige, renommierte Jazzmusiker für das Projekt gewonnen werden. Zusammen werden anhand von Siseras Kompositionen, welche 2013 in New York entstanden sind, die Grenzen zwischen Komposition und Improvisation ausgelotet, gesprengt und neu gelegt. Dabei ist eine Musik entstanden, welche sich nicht scheut verschiedenste musikalische Elemente unter einen Hut zu bringen.
Da wird mit viel Elan vertrackt gegroovt, lustvoll im Kollektiv improvisiert und zusammen durch rasante Unisonoparts gekurvt. Meditative Klangcollagen, hypnotische Stimmungen aber auch temporeiche Swingwelten werden da gelebt. Eine äußerst agile Band, die diesen Spagat scheinbar mühelos und mit einer spielerischen Lockerheit vollzieht ohne dabei jemals beliebig oder gefällig zu wirken. Im Gegenteil; ein unverkennbares Profil und eine reife, befreite Bandsprache sind zwei wichtige Merkmale dieser noch jungen Band. Mit offenem Geist, ungestillter Neugierde, Erfindertum, Freude am Unvorhersehbaren und großen Ohren wird hier an die Sache herangegangen. Ihr Debut-Album „Prospect“ ist beim britischen Label „Leo Records“ veröffentlicht worden und wurde in Zusammenarbeit mit „Schweizer Radio SRF2 Kultur“ produziert.
Die fünf ROOFER Musiker, welche allesamt über große Erfahrung verfügen, freuen sich gemeinsam mit dem Publikum ihr musikalisches Bauwerk zu erklimmen um in schwindelerregender Höhe die atemberaubende Aussicht zu genießen.
Presse:
„Der Kontrabassist setzt die musikalische Latte hoch. Musiker und Hörende sind gefordert. Es lohnt sich!“
Jazz’n’more, Pirmin Bossart, Schweiz
„On Prospect, you can never be exactly sure where the tunes are headed, but you can trust this unit to make the process a hell of a lot of fun. Unpredictable right up to the end!“ Stu’s Record Room, Suart Kremsky, USA