Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats der Landeshauptstadt München
Archiv von “2015”
08.12.2015_Blume
Magnus Schriefl (Trompete)
Wanja Slavin (Saxophon)
Bernhard Meyer (Bass)
Peter Gall (Schlagzeug)
Manche sagen es durch die Blume, „Blume“ sagt es durch die Musik.
Gefällig ist hier nur der Bandname. Halsbrecherische Läufe, gewagte Technik, Volldampf – die Songs dieser Band sind ein Abenteuer für Musiker wie Zuhörer. Wanja Slavin spielt mit so großer Intensität, dass man oft um ihn fürchtet, Magnus Schriefl zieht jederzeit die riskante Improvisation dem wohlvertrauten Lick vor. Wenn die melodischen Blüten zu weit treiben, sucht Bernhard Meyer wieder harmonischen Boden, Peter Gall erdet die musikalischen Gewächse rhythmisch.
Wanja Slavin ist aktueller Jazz ECHO Preisträger in der Kategorie Instrumentalist des Jahres national Saxophon. Neben der Band „Blume“ sind seine aktuellen Projekte die Band „Lotus Eaters“, das Trio „Slavin-Eldh-Lillinger“ und ein Duo mit der Schauspielerin Anna Maria Sturm. Er wurde bereits mehrfach zu Festivals wie dem Münchner Klaviersommer und dem Moers Festival eingeladen, wo er unter anderem mit Größen wie Joachim Kühn, Kenny Wheeler, Mederic Collignon, John Schröder und Paulo Cardoso auf der Bühne stand. Seine aktuelle CD „For Very Sad and Very Tired Lotus Eaters“ ist 2013 bei „WhyPlayJazz“ erschienen.
Magnus Schriefl gewann 2011 den ersten Preis beim National Trumpet Competition in Fairfax/Virginia, und den zweiten Preis beim Carmine Caruso International Jazz Trumpet Competition in Springfield/Missouri. Neben der Band „Blume“ war sein Hauptprojekt in den letzten Jahren die Band „Subtone“, mit der er vier Alben veröffentlicht hat. Magnus spielte bereits mit Größen wie Allan Praskin, Randy Brecker und Johannes Enders. Auftritte führten ihn in den letzten Jahren unter anderem zum Jazzfest Berlin, Jazz Baltica, Bohemia Jazz Fest, Jazzfest Burghausen, Enjoy Jazz Mannheim, Jazzfest Bonn, ElbJazz Hamburg und in die Philharmonie Berlin.
Bernhard Meyer studierte Bass und Komposition am Jazz Institut in Berlin. Neben dem „Melt Trio“, mit seinem Bruder Peter Meyer an der Gitarre, spielt er in zahlreichen anderen Formationen, u.a. bei Eric Schäfer „The Shreds“ und beim Ley W. Frey Quartet. Seine aktuelle CD „Patch of Light“ mit Claudio Puntin an der Klarinette und Julius Heise am Vibrafon ist 2014 bei „JazzHausRecords“ erschienen.
Peter Gall studierte Schlagzeug an der Berliner Universität der Künste bei John Hollenbeck und an der Manhattan School Of Music bei John Riley. Bei zahlreichen Konzerten und Produktionen spielte er mit international renommierten Musikern, unter anderem Kurt Rosenwinkel, Dave Liebman, Joe Lovano, Johannes Enders und Indie/Elektro-Artist „Enik“. Peter Gall ist auf zahlreichen CDs zu hören und konzertierte auf weltberühmten Festivals wie dem Montreux Jazzfestival, Jazz Baltica und in der New Yorker Carnegie Hall.
10.11.2015_Matthias Tschopp Quartet plays Miró
Matthias Tschopp (Baritonsaxophon)
Yves Theiler (Klavier, Fender Rhodes)
Raffaele Bossard (Kontrabass)
Alex Huber (Schlagzeug)
Eine schwarze Melodie zu gelben Akkorden, rote Klänge zu den Rhythmen von Pinselstrichen. Kann man Bilder spielen? Man kann! Der Schweizer Baritonsaxophonist Matthias Tschopp vertont mit seinem neuesten Projekt Bilder des berühmten katalanischen Malers Joan Miró (1893-1983). Moderne Kunst gespielt als Jazz: kreativ, originell, farbig.
Die Idee, Jazz und Malerei programmatisch zu verknüpfen, kam Matthias Tschopp während eines Studienaufenthaltes in Barcelona bei einem Besuch der berühmten Fundació Joan Miró. Mit seinem Quartett ist es ihm eindrucksvoll gelungen, die Bilder des katalanischen Meisters in zeitgenössische Jazzmusik umzusetzen und daraus ein sehr eigenes, faszinierendes Klangbild entstehen zu lassen. Mirós Werke werden als Projektionen während des Konzertes gezeigt. Das Matthias Tschopp Quartett überzeugt mit eleganten Kompositionen und Arrangements, einem subtilen Zusammenspiel und einem technisch brillanten wie dynamischen Auftritt. Hier finden Farben, Figuren, Klänge und Imagination perfekt zusammen.
Das Matthias Tschopp Quartett ist Gewinner des renommierten Preises der Zürcher Kantonalbank. Das Album ist 2014 auf dem renommierten Züricher Label Unit Records erschienen.
Pressestimmen:
„Die Bilder von Joan Miró (…) sind der Ausgangspunkt für neun Exkursionen in fein ziselierten Modern Jazz.“ – Jazzthing Rolf Thomas
Miró kann witzig sein. Ein Frauenbildnis – man assoziiert eine übellaunige Wespe – wird bei dem 1986 geborenen Tschopp zum amüsanten Klangspektakel voller ironischer Wendungen, der Zyklus „Blue“ zur kammermusikartig-feinen Experimentierfläche. Lyrische Glanzpunkte setzen zwei Miro-Selbstporträts, wobei ein analoges Aufnahmegerät rauschende Melodiesamples als sepiafarbenes Erinnerungsfragment einstreut; und die Tiefe des Abschluss-Stücks „Landscape at Night“ führt den Hörer in imaginierte Landschaften, die man ewig durchwandern könnte. – Neu Ulmer Zeitung, Florian L. Arnold
«Auch ohne Bilder kommt die expressive Musik sehr farbig und charakterstark daher. Die fantastischen Improvisatoren gestalten mit viel Risiko und Erfahrung die Kompositionen. Mit beeindruckender Leichtigkeit, Tiefe und Vielfalt wird das Baritonsaxofon gespielt.» – Reto Suhner// Jury Preis der Zürcher Kantonalbank
13.10.2015_Marco von Orelli Quartett
Marco von Orelli (Trompete, Komposition)
Benjamin Weidekamp (Saxophon)
Kaspar von Grünigen (Kontrabass)
Samuel Dühsler (Schlagzeug)
Das Marco von Orelli Quartett spielt zeitgenössische Musik in der Nähe von Jazz, Neuer E-Musik und in den Arten der freien Improvisation.
Die Kompositionen und konzeptuellen Vorgaben stammen zu einem guten Teil vom Leader und Trompeter Marco von Orelli.
Seine Kompositionen und Konzepte dienen als Ausgangspunkte, Überleitungs- und Zwischenstationen für unvorhersehbare musikalische Ereignisse und Wendungen.
Der reichhaltige Klangkörper des Quartetts funktioniert sowohl als kollektiver Organismus, als auch als flexibles Vehikel, um Freiräume für die einzelnen Musiker zu schaffen.
Pressestimmen:
„Der junge Trompeter und Komponist Marco von Orelli stammt aus Basel. Studiert hat er in Winterthur, Zürich und in seiner Heimatstadt. Stilistisch bewegt er sich zwischen Jazz, Neuer Musik und freier Improvisation. Das Erbe von Duke Ellington und Charles Mingus ist ihm so präsent wie Schönbergs Zwölftonmusik. In verschiedenen Formationen hat er bereits sein Talent bewiesen: in der Big Band von George Gruntz etwa, aber auch in Tommy Meiers «Root Down». Nun legt er beim renommierten Avantgarde-Label Hat Hut sein Debütalbum als Leader vor. Es ist weit mehr als eine Talentprobe. Die acht Kompositionen faszinieren durch Eigensinn und Ideenreichtum. Sie spielen auf Sebastian Brants «Narrenschiff» (1494) an, dem mit Mitteln der Zweiten Wiener Schule zu Leibe gerückt wird, aber auch auf Man Ray; sie bringen Sizilien und die unterirdische Welt moderner Metropolen zum Klingen. Marco von Orellis Musik ist nicht eingängig, aber nahrhaft. Sie lebt von der Spannung zwischen so knappen wie komplexen, ausgeschriebenen Themen und freier Improvisation. Um solistisches Schaulaufen geht es nicht, wohl aber um subtile Klangfarben-Kombinationen. Dafür sorgen neben dem Leader Lukas Briggen (Posaune) Lukas Roos (Bassklarinette), Michael Wintsch (Piano, Synthesizer), Kaspar von Grünigen (Bass) und Samuel Dühsler (Schlagzeug).“
(pap.) NZZ am Sonntag, 20. Mai 2012
„Swiss trumpeter and composer Marco von Orelli is equally at home in both traditional and „out“ settings. Close Ties on Hidden Lanes, a recording of his sextet for Hat Hut, is a snapshot of a band versatile enough to encompass both ends of the jazz spectrum – as well as a healthy dose of contemporary classical reference points – Messiaen, Ives, Scelsi, etc. – to boot. The recording consists of eight originals by von Orelli , which are fleshed out with arranging help from band member and pianist/synth player Michel Wintsch, a performer who isn’t averse to adding electronic rocket fire periodically to the proceedings (listen to the varied and extended cut „Marsala’s Strandgut“ for examples). These two are joined by trombonist Lukas Briggen, bass clarinetist Lukas Roos, bassist Kaspar von Grünigen, and drummer Samuel Dühsler.
Make no mistake however, even when the group is moving towards post-tonal terrain, they seldom lose track of strong sense of pulsation. On „Urban Ways,“ wah-wah trumpets and long drawn out pitch bends are undergirded by a post-bop groove. The rhythm section eventually coalesces in a series of pounding repeated dissonant verticals that recall Stravinsky doing the „Rite thing.“ Even in the more free play environment of „Poetry,“ in which talking muted brass overtake the rhythm section for an extended period, there is still a sense of urgency and forward drive in the solos. When drums, bass, and keys forcefully reenter, one doesn’t feel as if gears shift, but that the underlying groove has been maintained during their relative absence.
A particularly fetching tune which shows off all of the players, as well as von Orelli’s composing chops and imaginative sense of form, is „Narragonia,“ a fifteen minute long opus that forms the album’s centerpiece. It embraces long lyrical neo noir solo trumpet and trombone duets, chorale-like tutti passages, and impressively well controlled upper register interjections from Roos. A bracing middle section filled with chromatic coruscation from the piano and terse angular blatting responses from the winds gives way to some avant mayhem from Roos in an extended howling cadenza. Wintsch, von Orelli, and Briggen follow suit, each soloing in equally questing fashion.After the inevitable explosive tutti, we are shifted into a more mysterious soundscape, filled with repeated note filigrees, whole tone piano riffs, and low register glissandi. Another cadenza, this time from trombone, is accompanied by synth, a bit of prepared piano, and alternately shimmering and terse percussion textures. Gradually, von Orelli and Roos reassert themselves, and the opening chorale, deconstructed, lined out, and elaborately ornamented, brings us full circle. The interwoven chromatic lines from the piano and brass interjections reintroduce an even more ecstatic version of the opening chorale, which brings the composition to a tense and dissonant conclusion. Close Ties on Hidden Lanes brings together notation and improvisation, freedom and structure, chamber music and jazz in an amalgamation that suggests vibrant ways forward on each of these musical thoroughfares.“
by Christian Carey, Sequenza 21
08.09.2015_Laia Genc_LiaisonTonique
Laia Genc (Piano)
Markus Braun (Kontrabass)
Jens Düppe (Schlagzeug)
LiaisonTonique
Das bedeutet soviel wie „Stärkende Verbindung“. Die Liaison, ein Klanggeflecht, das die individuellen Stimmen der drei Musiker zu Athmosphären verdichtet, Geschichten zu erzählen vermag und mittels der Musik Bilder fast greifbar in die Luft malen kann. Live entstehen immer wieder neue zauberhafte Momente von Klangmalerei, die schillernd und fast so zerbrechlich wie Seifenblasen durch Raum und Zeit schweben.
LiaisonTonique widmen sich in ihrer Zusammenarbeit hauptsächlich Kompositionen aus der Feder der Kölner Pianistin Laia Genc. Auch werden immer wieder handverlesene Stücke aus dem Jazzstandardrepertoire in eigenwilligen Bearbeitungen und mit dem Blick auf die zeitgenössische Musik in das Bandrepertoire integriert. Von lyrisch modernen Klaviertriopassagen über impulsiv groovende Songs und einen spielerischen Umgang mit freier Improvisation reizen die drei Musiker die Königsdisziplin des Jazzpianotrios aus.
Dabei wird vor allem Wert auf die ständige Interaktion, die unmittelbare Spielfreude und den Reiz des immer Neuen gelegt. Mit viel Charme, einem erfrischend lebendigen Musizieren und dem nötigen Augenzwinkern vermag es die LiaisonTonique die Ohren und Herzen ihrer Zuhörer zu verzaubern.
Laia Genc:
Geboren als halbe Türkin, aufgewachsen als ganze Preußin in Berlin, konvertiert sie schließlich in Köln zur rheinischen Frohnatur und und hat dort, sowie ein Auslandsjahr lang in Paris Jazzpiano studiert. Unter den zahlreichen Preisen, die sie sich allein oder mit ihrer “LiaisonTonique” im In-und Ausland erspielt hat, ist auch der Kölner Jazz Preis 2007.
Ihre eigene Geschichte, geprägt durch die Suche nach Identität und authentischem Ausdruck, zeichnet Laias Musik aus -Elemente des Jazz, freie Improvisation, orientalische Einflüsse kombiniert mit Klangflächen und songhaften Strukturen. Mit ihrer Musik ist sie eine Grenzgängerin an der Schnittstelle von Jazz und kontemporärer Musik. Offen für die reichen Einflüsse des sich globalisierenden Lebens schöpft sie aus verschiedenen Kulturbereichen.
Das Herzstück ihrer Arbeit ist das Projekt “LiaisonTonique”, das in 2005 sein Debütalbum “Trilogien” bei “JazzHausMusik” veröffentlichte und seither kontinuierlich weltweit konzertiert.
Immer auf der Suche nach einem ganz eigenen und unverwechselbaren Sound, geht Laia Genc ihren sehr persönlichen musikalischen Weg. Unter ihren Fingern erklingt das Piano auf vielfältige Weise. Das eine Mal konventionell, ein anderes Mal verfremdet durch andere Spielweisen und eine kreative Erweiterung des Instruments. Tänzerisch balancierend bewegt sie sich mit viel musikalischem Charme zwischen den Strukturen auskomponierter Stücke und der Freiheit improvisierter Musik, bemüht ganz spielerisch verschiedene musikalische Genres und erschafft so eine lebendige Musik, die unerhörte Geschichten erzählt und den Zuhörer mit auf die imaginäre Reise nimmt.
Markus Braun:
Seit Markus früh seine Liebe zum Bass entdeckte, hat er die Fähigkeit entwickelt, die musikalische Handschrift seiner verschiedenen Projekte auszuarbeiten und zu schärfen, ohne sie nachzuzeichnen. Markus studierte an der Folkwang Hochschule Essen und an der Robert-Schumann Hochschule Düsseldorf. Aktiv beteiligt ist er in Bands wie Invisible Change, Hornstrom und der Maxime Bender Group. Er spielte u. a. mit David Binney, Will Vinson, Rick Margitza, Bart van Lier, Oliver Maas, Matthias Nadolny, John Ruocco, John Riley, Adrian Mears, Frederik Köster, Pablo Held und Matthias Bergmann. Diverse Tourneen und Konzerte führten ihn in die USA, nach England, Frankreich, Polen, Tschechien, Bulgarien, in die Niederlande, Luxemburg, Belgien und nach Griechenland.
Jens Düppe:
Jens Düppe ist Schlagzeuger und Komponist, er ist Projekteentwerfer und musikalischer Ideenfinder. Sein genreübergreifendes Interesse an Musik und auch an Kunst im Allgemeinen beschert ihm einen großen Wissensschatz und einen klaren Blick auf die unterschiedlichen künstlerischen Aspekte. Gleichzeitig wurzelt Düppes Schlagzeugspiel tief im Jazz und in der Improvisierten Musik, er hat die Essenz verschiedentlicher musikalischer Stile in einer Form verinnerlicht und findet so zu einem äußerst intuitiven und authentischen Spiel. Seine farbenreichen musikalischen Erfahrungen hat er u.a. in der Zusammenarbeit mit Künstlern wie Maria Schneider, David Liebman, Kenny Werner, Lee Konitz, Toots Thielemans, Charlie Mariano, Markus Stockhausen, Albert Mangelsdorff, allen Deutschen Radio Big Bands, dem Brussels Jazz Orchestra und dem Cologne Contemporary Jazz Orchestra sammeln können.
09.06.2015_Goodman / Turku
Fjoralba Turku (Gesang)
Geoff Goodman (Gitarre)
„Intensive musikalische Erlebnisse benötigen keinen riesigen äußeren Aufwand. Singstimme und Gitarre – diese Kombination ergibt bei diesem Duo einen intensiven Dialog, der vor allem auf feinsinnige Akzente, auf einfühlsame Nuancen setzt.“
Die albanische Sängerin Fjoralba Turku und der aus New York stammende Gitarrist Geoff Goodman liefern ein musikalisches Spiegelbild ihrer biographischen Reise: Albanische Volkslieder, japanisches Haiku, Blues und Jazzstandards integrieren sie authentisch in ihren atemberaubenden Dialog. Durch intensive Farbtöne und Klangbilder verschmelzen Stimme und Gitarre zu einem Instrument! Ihr Programm ist fern von jeder Doktrin: Es bietet eine Mischung aus eigenen Kompositionen, bekannten und neueren Jazzstandards und hält jede Menge Überraschungen bereit!
Pressestimmen
„Das was zwischen den beiden musikalisch passiert ist eine großartige, wundervolle Sache, der man mit aller Aufmerksamkeit begegnen muss! Hier verschmelzen Stile und Grenzen, albanische Volksweisen oder bluesgetränkte Songs zu kammermusikalischen Stücken, intensiv und feinsinnig vorgetragen, ergreifend und frisch zugleich. Es herrscht eine lyrische Grundstimmung, immer wieder unterbrochen von Country, Blues, anmutigen Volksliedern oder Jazzelementen. Dabei schwingen immer Turkus albanische Wurzeln mit, die ihrer Stimme diesen besonderen Ausdruck verleihen und Goodmans erdige Roots, sein unverkennbar bluesig, jazziger Gitarrenstil. Die Kunst des Duos ist eine der schwierigsten Kunstformen, die von beiden gelebt werden. Keiner spielt sich in den Vordergrund, beide sind eine musikalische Einheit, nichts geht ohne den anderen, trotzdem bleibt jeder authentisch. So etwas ist selten geworden, aber zum Glück passieren solche Begegnungen, so dass wir als Hörer lauschen und uns verzaubern lassen können. Denn das passiert, wenn Turku und Goodman beginnen zu musizieren.“
Jazz Zeitung
„Auf ganz andere Art keine Grenzen kennt das Duo, das am Samstagabend in den Jazzkeller kam. Die Sängerin Fjoralba Turku und der Gitarrist Geoff Goodman arbeiten seit vielen Jahren zusammen und bilden ein kammermusikalisches Duo, das im intimen musikalischen Gespräch zwischen Stimme und Gitarre das weite Feld zwischen amerikanischem Blues und europäischer Folklore abdeckt. Goodman, ein Jazzgitarrist, der immer wieder die Nähe zu folkloristischen Motiven sucht, und Turku, Sängerin mit einer intensiv-warmen Stimme, zeichnen intensive Klangbilder in Moll, bei denen romantische Anleihen und intensives Bluesfeeling sich mit zartgehauchten Jazzballaden abwechselten. Auch wenn hier die leisen Zwischentöne im Vordergrund standen, musiziert dieses Duo emotional packend und lässt eine Vielzahl von Klangfarben hören. Vor allem dann, wenn es um Stücke ihrer albanischen Heimat geht, taut die Sängerin richtig auf und zeigt das atemberaubende Spektrum ihrer vokalen Möglichkeiten, souverän begleitet von dem lange in Deutschland lebenden amerikanischen Gitarristen. Das Duo mit dem ganz besonderen Klang begeisterte das Publikum am Samstag im Jazzkeller…“
Jazzclub Villingen – Badische Zeitung
„Intensive musikalische Erlebnisse benötigen keinen riesigen äußeren Aufwand. Singstimme und Gitarre – diese Kombination ergibt bei diesem Duo einen intensiven Dialog, der vor allem auf feinsinnige Akzente, auf einfühlsame Nuancen setzt. Das Etikett Jazz sollte man dabei nicht allzu eng gefasst verstehen. Denn die aus Albanien stammende Sängerin und der New Yorker Gitarrist präsentieren an diesem Abend auch albanische Volkslieder in einfühlsamen Arrangements sowie Eigenkompositionen von Geoff Goodman mit unüberhörbaren Anklängen an Country-Musik. Fjoralba Turku und Geoff Goodman stellen sich in Coburg als ein bestens harmonierendes Duo vor, das scheinbar mühelos zwischen melancholisch gefärbten Blues-Anklängen und einem Jazz-Standard wie „I’m Through with Love“ wechselt. Nicht nur stilistisch ist Geoff Goodman ein vielseitiger Musiker. Mit feinem Gespür entlockt er den sechs Saiten der Gitarre eine große Vielzahl an Klängen.“
Coburg Presse
12.05.2015_Lea W. Frey Band
Lea W. Frey (Gesang)
Peter Meyer (Gitarre)
Bernhard Meyer (Bass)
Andi Haberl (Schlagzeug)
Auf Lea W. Freys bisherigen Alben „We can´t rewind“ und „How soon is Now“ (Traumton Records) befinden sich Neuinterpretationen bekannter Stücke von Bands wie The Smiths, Depeche Mode oder Nirvana. Vor einem Jahr wurde das Trio mit den Meyerbrüdern an Gitarre und Bass anlässlich der Jazz Units Berlin um Andi Haberl am Schlagzeug bereichert. Seitdem arbeiten die vier intensiv an ihren eigenen Kompositionen und gehen im Sommer ins Studio, um die heute in der Seidlvilla vorgestellten neuen Songs und damit ein neues Album aufzunehmen.
„How soon is now“, fragt Lea W. Frey auf ihrer zweiten CD, die nach ihrem zu recht mit euphorischen Kritiken versehenen Debüt „We Can’t Rewind“ von 2011 nicht nur in ihrer Heimatstadt Berlin sehnsüchtig erwartet wurde. Der Titel stammt nicht von ihr selbst, sondern greift auf einen Song der Britpop-Band The Smiths zurück, aber die junge Berlinerin übersetzt dieses Motto auf ihre ganz persönliche Bühne der Ideen und Elemente. Und gerade diese Elemente mit all ihren Eigenschaften – dem Spiel der Moleküle, ihrem Auseinanderdriften und Aufeinanderprallen, dem jähen Übergang von einem Aggregatzustand in den anderen, einer dezente Abfolge von Farbwechseln – macht die kühle Faszination dieser CD aus.
Kühl? War die persönliche Nähe und Wärme nicht gerade die große Stärke von „We Can’t Rewind“? Da absorbierte sie Popsongs verschiedenster Herkunft in ihre eigene sinistre Zwischenwelt, die sich irgendwo zwischen dem zögerlichen Verbleichen des Mondes und der vagen Ahnung des ersten Sonnenstrahls am Horizont vor dem Ohr des Hörers entrollte. Frey bleibt auch auf ihrer neuen CD ganz bei sich selbst, ihre Stimme ist unverkennbar sie selbst, aber sie schafft sich eine neue Umgebung. Konturen werden schärfer, Perspektiven verschieben sich. Was eben noch als Nähe wahrnehmbar war, wird plötzlich Distanz. Das ist jedoch nicht jene Art von Distanz, die dauerhaft auf Abstand hält, sondern eine verlockende Art des gefühlt unüberwindbaren Zwischenraums, den wir von nordischen Gestalten wie Hans Christian Andersens Schneekönigin oder Björk kennen. Je weiter sie sich vom Ohr entfernt, desto schneller erreicht sie die Seele.
Der Grundton der CD ist weiß. Dem aufdringlich monochromen, aber letztlich leeren Weiß, das die Waschmittereklame als „blütenrein“ bezeichnen würde, wird hier das gleißende Weiß von verharschtem Schnee entgegengesetzt, das deshalb so in den Augen brennt, weil es das Licht tausendfach bricht und bei genauem Hinsehen das komplette Spektrum des Regenbogens in winzige Farbpigmenten sprengt. Diese Tupfer verdichten sich in der Wahrnehmung schnell zu einem winterlichen Elfenflimmern. Die Gesamtheit dieser ungeheuer kleinteiligen Songs spricht eine unaufdringliche Einladung aus. Lea W. Freys Lieder und Interpretationen sind so leicht wie die klare Luft eines wolkenfreien Wintertags, aber sie eigenen sich keinesfalls zum Nebenbeihören. Sie wollen erobert, durchdrungen und verinnerlicht sein. Erst dann gewinnen sie an Wärme.
Auch auf der neuen CD sind wieder zahlreiche Klassiker aus der Rock-, Pop- und Folkgeschichte versammelt. Das Spektrum reicht von Bob Dylan, Nick Drake und den Beatles über The Smiths, The Cure und Depeche Mode bis hin zu The Verve oder Nirvana. Starke Lieder. Der Begriff Cover-Version wäre indes völlig fehl am Platze. Auch Adaption würde nicht greifen. Denn Lea W. Frey holt die Songs im Zustand ihrer Ur-Intention ab, in jenem Stadium, das der Materialisierung im Zeitgeist und letztlich dessen Prägung vorausging. Von dieser spirituellen Rohmasse der Lieder ausgehend, trifft sie eine Verabredung mit ihrer unverstellten Empfindung von Schönheit, Klarheit und Poesie. Sie reißt die Songs aus ihrem Zusammenhang, wertet sie um, erzählt mit ihnen eine neue und einzigartige Geschichte.
Es fällt auf, dass fast alle Stücke von Vorlagen stammen, die ursprünglich von Männern gesungen wurden. Lea W. Frey entdeckt das Weibliche im Männlichen, wie sie auch dem Albumtitel folgend das Gegenwärtige im Zukünftigen wachruft. Das einzige Stück, das von einer Sängerin stammt, ist Kate Bush’s „And Dream Of Sheep“. Sie mag es, den Kontext zu wechseln und selbst diese Wechsel in ihrer dynamischen Kontinuität noch zu brechen. Mit dem Zauber ihrer Stimme sucht sie das Eigene im Fremden und nimmt den Hörer so in ein Labyrinth der Farben und Formen mit. Am Ende wartet eine Art Paradiesgarten mitten im urbanen Alltag, von welchem sich die große vokale Verführerin weder freimachen kann noch will.
Lea W. Frey ist keine Einzelgängerin. Wie schon auf „We Can’t Rewind“ arbeitete sie fest mit Peter und Bernhard Meyer zusammen, die für jedes dieser kleinen funkelnden Liedertheater die passenden Kulissen aufstellen. Die Meyer-Brüder sind ebenso passionierte Geschichtenerzähler wie die Sängerin selbst. Ihre Klanggeschichten gehen mit den Songgeschichten von Lea W. Frey die perfekte Verbindung ein, in der die Stimme zum Klang und der Sound zur Stimme wird. „How soon is now“ ist viel elektronischer als sein Vorgänger, doch alle Elektronik wirkt immer noch zutiefst organisch. Kein Wunder, denn die Grundlagen für diese einfühlsamen Soundscapes sind einmal mehr rein akustisch auf Gitarre und Bass entstanden. So ist Lea W. Freys zweite CD für Traumton eines der ganz wenigen Kunstwerke, bei denen distanzierte Kühle auf der einen und organische Intimität auf der anderen Seite keinen Widerspruch, sondern ein stimmiges Ganzes ergeben.
Pressestimmen:
„Während tradierte Strukturen von Popsongs darauf abzielen, die Aufmerksamkeit in kurzer Zeit vertikal auf eine Klimax hin zu lenken, entwickeln Lea. W. Frey und ihre musikalische Gefährten die Songs in ihrer horizontalen Dimension. Im Verlauf eines Liedes modulieren sie Stimmungen von der lustvollen Präsenz eines Reggae zur weichen Scheu einer Ballade, von der Gelöstheit eines Indie-Stückes zum Drang nach Widerhall von Rockmusik.“ 2/15 Franziska Buhre
„Über allem liegt dann der Gesang von Lea W. Frey, der den Liedern Weite und Tiefe verleiht. Hier wird Gesang gelebt und nicht einfach nur gesungen.“ Musik an sich
„Eines der stimmungsvollsten Konzerte des Jahres.“ Die Kopfhörer, 8/14
„Es ist ein sanftes, aber merkliches Streifen entlang der Ohren in die Brust. Musikalisch ist das wirklich ganz hohe Kunst.“ Magdeburger Songtage
„Andi Haberl, den man von der Rockband The Notwist, aber auch vom Andromeda Mega Express Orchestra kennt, kann mit atemberaubender Leichtigkeit zwischen handfesten Rockgrooves und abstraktem Free Drumming changieren. Er gibt dem Sound von Lea W. Frey ein neues Gravitationszentrum und holt die anderen drei Musiker auf den Boden zurück, wenn sie in den Äther abheben“ Jazzthing 2/14
„Und sind es nicht genau diese kreativen Grenzgänger, die im modernen Jazz neue Türen öffnen? Davon kann es nie genug geben.“ Jazzthetik
„Lea W. Frey nimmt uns mit in den eiskalten Keller, nur um uns anschließend ans warme Sonnenlicht und auf die Frühlingsblütenwiese zu führen.“ Jazzdimensions
14.04.2015_Philipp Gropper’s PHILM
Philipp Gropper (Tenorsaxophon)
Elias Stemeseder (Klavier)
Andreas Lang (Kontrabass)
Oliver Steidle (Schlagzeug)
Philm vollführt einen Wechsel zwischen Licht und Schatten, Klaustrophobie und gesprengter Weite. Urheber und Kopf des Ganzen ist der Tenorsaxophonist Philipp Gropper, der hiermit sein erstes eigenes Projekt vorlegt.
Groppers markanter Stil, der vielen Hörern durch das Trio Hyperactive Kid vertraut sein dürfte, findet in Philm seine Fortsetzung. Der Sound ist eine Schnittmenge aus vertrauten Jazzidolen und eigenem Vokabular. Dabei ist es ihm gelungen, abseits von akademisch gepflegten Klang und dumpfen oder kreischenden „Free-Jazz-Einerlei“, eine wiedererkennbare Eigenständigkeit zu entwickeln.
Das Quartett ist wach und reaktionsschnell. Für den Hörer ist Komposition von Improvisation nicht immer zu unterscheiden. Die insgesamt sehr verschachtelten und lebendigen Titel, entwickeln herbe Kontextwechsel, gebären Schönes, sind überraschend und innovativ.
Pressestimmen:
„Rhythmische Blöcke, chromatische Staplungen – Philipp Gropper fährt zum Abschluss des zweiten Abends einiges auf mit seinen Mitmusikern, dem Bassisten Andreas Lang […] sowie dem Schlagzeuger Oliver Steidle. Zu ihnen stößt als neuer Pianist der Band Elias Stemeseder, der jedoch abgebrüht alle Klangexperimente der Band mitmacht und bisweilen sogar durch seine Klaviersoli anführt. […] wird durch die monumentale, bisweilen bewusst monotone Klangkulisse von „Philm“ jede noch so melodie-ähnliche Linie zum Ereignis. Andreas Langs Basslinien wirken hier wohltuend konturierend. Philipp Gropper ist ein fantastischer Saxophonist, der vor keinerlei Klangexperimenten, auch vor solchen, die an Tinnitus erinnern, zurückschreckt. „Philm“ – gewagt und gewonnen!“
Bettina Bohle, jazzaffine.com, KollektivNights IX (Februar 2014)
„Wer facettenreichen Jazz mit Ecken und Kanten mag, der ist hier richtig.“
Michael Brinkschulte, der-hoerspiegel.de (Oktober 2012)
10.03.2015_Kasper Tom 5
Rudi Mahall (Bassklarinette)
Tomasz Dabrowski (Trompete)
Petter Hängsel (Posaune)
Jens Mikkel Madsen (Bass)
Kasper Tom (Schlagzeug + Komposition)
Schlagzeuger und Komponist Kasper Tom hat eine Gruppe von bedeutenden, internationalen Musikern aus der europäischen Jazzszene versammelt und versucht mit Eigenkompositionen einen neuen Sound zu finden der die Individualität und künstlerische Identität jedes Musikers erfordert und herausfordert. Die Band deckt ein breites Spektrum ab, von starken Melodien, komplexen Strukturen und expressiver Konstruktion und Dekonstruktion des Materials. Ehrlichkeit und Kuriosität gehen zusammen, die Musik strahlt Innovation und Kreativität aus und verschiebt die Grenzen ohne die Tradition zu vergessen. Im Dezember 2013 wurde die CD „Ost Bingo Skruer“ veröffentlicht und im Januar 2014 wurde sie mit „Honorable Mention“ im NYC Jazzrecord ausgezeichnet.
„With young European Jazz musicians like these one can look forward to the future with at least some optimism. The renaissance of ambitious music in Europe is truly heartwarming, against all odds and like an oasis in the desert of mediocrity that modern life pushes down our throats. Well done indeed!“
– Adam Baruch / The Soundtrack Of My Life
„Danish drummer Kasper Tom Christiansen is one of the most interesting composers in the vibrant Danish jazz scene. As many other like-minded composers in this scene, he does not bind himself to the jazz legacy. His distinct musical personality references elements of contemporary music, and free improvisation. His compositions often bend catchy melodies into complex structures, while playing with seriousness. He challenges with odd segments and constantly attempts to push the boundaries without forgetting formative legacies. Impressive performances of demanding and challenging compositions.“
– All About Jazz, Dezember 2013
www.kaspertom.com
www.soundcloud.com/kasper-tom
www.barefoot-records.com
10.02.2015_Reto Suhner – Fabian M. Mueller
Reto Suhner (Alt & Sopransaxophon)
Fabian M. Mueller (Klavier)
Zwei Menschen, zwei Instrumente. Eine über Jahre entwickelte, gemeinsame Klangästhetik. Dialoge mit Tiefgang, Improvisationen mit starken Melodien, und ein überwältigender Spannungsaufbau.
Was Reto Suhner und Fabian M. Mueller in der freien Kommunikation entwickeln, ist von einer rauschhaften Schönheit. Traumwandlerisch sicher finden sie die versteckten Pfade durch den Dschungel der Improvisation, ertasten spielerisch die harmonischen Abläufe und finden sich auch in minimalistischen oder geräuschhaften Passagen.
Über viele Jahre hat sich diese gemeinsame Basis entwickelt, nun wurde es einfach Zeit, diese so fruchtbare Duo-Arbeit zu dokumentieren. In ihren jeweiligen langjährigen Working Bands (Reto Suhner Quartett und FM Trio) widmen sich beide den Grenzbereichen des Geschriebenen und Improvisierten. Im Duo begeben sie sich in den freien Fall, in die Inspirationen und Eingebungen des Moments. Das könnte mit einem harten Aufprall enden – nicht aber bei Mueller und Suhner: ihr Spiel ist natürlich nicht voraussetzungslos, sondern basiert auf solider Ausbildung, ausgereifter Spieltechnik, jahrelanger Praxis und üppig vorhandener Neugierde. So wächst der Musik Flügel, und der freie Fall endet in einem selig machenden Dahin schweben.
Pressestimmen:
Ein Duo, ganz ungeschützt, Saxofon und Klavier, frei improvisiert und den unberechenbaren Improvisationsströmen des Moments ausgesetzt. Es ist eine der härteren Herausforderungen, der sich der Altsaxofonist Reto Suhner und Fabian M.Müller am Klavier stellen, zwei Schweizer Musiker, an deren Spiel sich der Segen der Musikausbildung und -förderung ablesen lässt. Mit meisterlicher Sicherheit und der Ökonomie selbstbewusster Könnerschaft bewegen sich die beiden durch den klanglichen Raum, umkreisen einander, gehen aufeinander zu, reagieren aufeinander, entwickeln Übereinstimmung und Dissens, Harmonie und Spannung; also alles, was es zu einer ordentlichen Kommunikation so braucht. Eine Lehrstunde in der Kunst der Improvisation.
sth, Jazzthing 11/2014
13.01.2015_Lisbeth Quartett
Charlotte Greve (Saxophon, Komposition)
Manuel Schmiedel (Klavier)
Marc Muellbauer (Kontrabass)
Moritz Baumgaertner (Schlagzeug)
Gewinner des Echo Jazz 2012 Newcomer of the Year
Das Lisbeth Quartett gehört zu den jüngsten Formationen des deutschen Jazz und ist doch mittlerweile alles andere als ein Newcomer. Saxofonistin Charlotte Greve, Pianist Manuel Schmiedel, Bassist Marc Muellbauer – das einzige ältere Semester in der Gruppe – und Drummer Moritz Baumgärtner mischen die deutsche Jazz-Szene seit knapp einem halben Jahrzehnt mit erfrischend leicht anmutendem Jazztiefgang auf, der einer Pose der Revolte nicht bedarf. Die Kritik in In- und Ausland war sich einig, dass mit dem Lisbeth Quartett etwas ganz Großes entsteht, dessen leidenschaftliche Selbstverständlichkeit sich in einen erfreulichen Gegensatz zur häufig konzeptüberladenen Lebensferne der deutschen Jazz-Routine begibt.
Nach den beiden Alben „Grow“ (2009) und „Constant Travellers“ (2011) legt das Lisbeth Quartett nun mit „Framed Frequencies“ sein drittes Album nach. Dieser Fakt allein verdient Aufmerksamkeit, da sich deutsche Jazzformationen oft nur für ein oder maximal zwei Projekte zusammenfinden. Wie nicht anders zu erwarten, zeugt „Framed Frequencies“ gleichzeitig von Kontinuität und Weiterentwicklung. Der Beständigkeit liegt zunächst die unveränderte Besetzung der Gruppe zugrunde. Alle vier Musiker sind zwar äußerst wandlungsfähig, haben aber in den letzten Jahren in ganz unterschiedlichen Projekten auch eine große Treue zur jeweils eigenen individuellen Sprache an den Tag gelegt. Wenn Greve, Schmiedel, Muellbauer und Baumgärtner zusammenkommen, wissen sie ganz genau, was sie voneinander erwarten dürfen. Dieses rückhaltlose Vertrauen der vier Musiker in die Verlässlichkeit der jeweils anderen sichert die Basis des auf vier gleich starken Säulen beruhenden Gebäudes auf „Framed Frequencies“.
Doch es gibt auch maßgebliche Veränderungen. Charlotte Greve und Manuel Schmiedel hat es aus der deutschen Hauptstadt nach New York verschlagen, Moritz Baumgärtner und Marc Muellbauer sind noch in Berlin. In Zeiten des globalisierten Jazz-Austauschs ist es kein Ding, von zwei unterschiedlichen Seiten des großen Teichs aus zu kommunizieren. Im Gegenteil, es tut der Band gut, dass sich zwei ihrer Mitglieder in New York einer Wirklichkeit stellen müssen, die einen Musiker mit ganz andere Herausforderungen konfrontiert als die vergleichsweise heile Jazzwelt in Deutschland. Wer in New York nicht erstklassig ist, geht gnadenlos unter. Die Ähnlichkeit von Berlin und New York wird immer wieder thematisiert, und doch wirken die beiden Metropolen wie zwei ungleiche Schwestern, die nach völlig unterschiedlichen Lebensentwürfen und –Perspektiven verlangen. Dieses duale Verhältnis zur Realität verleiht dem Lisbeth Quartett auf seinem dritten Album eine neue innere Spannung.
Zwischen den beiden Fraktionen der Band – was nur geografisch gemeint ist, nicht künstlerisch – liegt also nur ein Ozean. Aber immerhin ist es eben doch nicht weniger als genau dies: ein Ozean. Wenn man in dieser Situation zum Proben, Spielen oder Aufnehmen zusammenkommt, ist der Umgang mit Zeit unweigerlich ein ganz anderer. Das Lisbeth Quartett war schon immer thematisch sehr fokussiert, und doch spürt man auf der neuen CD eine Innigkeit und Verschworenheit, die in dieser Weise auf den beiden Vorgängern noch nicht zu konstatieren war. Die Stücke sind thematisch dichter, das Album wirkt in seiner Gesamtheit kohärenter.
Genau genommen ist das gar nicht verwunderlich, denn die CD hat auch erstmals eine thematische Klammer. Die Städte New York und Berlin sind in gewisser Weise Inseln, die eine buchstäblich, die andere eher spirituell und historisch. Die Insel ist das zentrale Thema, um das es auf „Framed Frequencies“ geht. Auch Charlotte Greve, von der auf der CD sämtliche Kompositionen stammen, verbindet mit dem Sujet Insel innere wie auch äußere Zustände. Situationen, so Greve, „die begrenzt sind. Sie haben einen klar definierten Anfang und ein klar definiertes Ende. Obwohl sie in einer Relation zu ihrer Umgebung stehen, sind sie zunächst unabhängig und führen ein Eigenleben, das sie von ihrer Umgebung deutlich unterscheidet.“
Auf einer Insel, so die Überlegung der Saxofonistin, verlaufen die Energieströme anders als in ihrem Umfeld. Die Begrenzung wirft die Energie in die Mitte zurück. Je kleiner der Inselzustand – der nicht immer nur räumlich, sondern auch zeitlich definiert sein kann – desto intensiver der Effekt. In diesem Sinne ist auch der Albumtitel zu verstehen. Die Konzentration aufs Wesentliche unter absoluter Optimierung der zur Verfügung stehenden Mittel. Auf „Framed Frequencies“ ist kein Ton zu hören, der für die Aussage des jeweiligen Stückes nicht wesentlich wäre. Die Band kommt nicht nur überhaupt auf den Punkt, sondern sie kommt stets sofort auf den Punkt. Ein fester, vorgegebener Rahmen setzt ein dynamisches Innenleben frei. Komposition wird nicht auf den Trigger für die Improvisation limitiert, sondern die improvisatorischen Möglichkeiten der einzelnen Protagonisten werden in die Komposition integriert.
„Framed Frequencies“ ist eine urbane, Kontinente und Generationen übergreifende Schatzinsel der Perspektiven, die sich aus über hundert Jahren Jazzgeschichte für die Zukunft auftun.