Lea W. Frey (Gesang)
Peter Meyer (Gitarre)
Bernhard Meyer (Bass)
Andi Haberl (Schlagzeug)
Auf Lea W. Freys bisherigen Alben „We can´t rewind“ und „How soon is Now“ (Traumton Records) befinden sich Neuinterpretationen bekannter Stücke von Bands wie The Smiths, Depeche Mode oder Nirvana. Vor einem Jahr wurde das Trio mit den Meyerbrüdern an Gitarre und Bass anlässlich der Jazz Units Berlin um Andi Haberl am Schlagzeug bereichert. Seitdem arbeiten die vier intensiv an ihren eigenen Kompositionen und gehen im Sommer ins Studio, um die heute in der Seidlvilla vorgestellten neuen Songs und damit ein neues Album aufzunehmen.
„How soon is now“, fragt Lea W. Frey auf ihrer zweiten CD, die nach ihrem zu recht mit euphorischen Kritiken versehenen Debüt „We Can’t Rewind“ von 2011 nicht nur in ihrer Heimatstadt Berlin sehnsüchtig erwartet wurde. Der Titel stammt nicht von ihr selbst, sondern greift auf einen Song der Britpop-Band The Smiths zurück, aber die junge Berlinerin übersetzt dieses Motto auf ihre ganz persönliche Bühne der Ideen und Elemente. Und gerade diese Elemente mit all ihren Eigenschaften – dem Spiel der Moleküle, ihrem Auseinanderdriften und Aufeinanderprallen, dem jähen Übergang von einem Aggregatzustand in den anderen, einer dezente Abfolge von Farbwechseln – macht die kühle Faszination dieser CD aus.
Kühl? War die persönliche Nähe und Wärme nicht gerade die große Stärke von „We Can’t Rewind“? Da absorbierte sie Popsongs verschiedenster Herkunft in ihre eigene sinistre Zwischenwelt, die sich irgendwo zwischen dem zögerlichen Verbleichen des Mondes und der vagen Ahnung des ersten Sonnenstrahls am Horizont vor dem Ohr des Hörers entrollte. Frey bleibt auch auf ihrer neuen CD ganz bei sich selbst, ihre Stimme ist unverkennbar sie selbst, aber sie schafft sich eine neue Umgebung. Konturen werden schärfer, Perspektiven verschieben sich. Was eben noch als Nähe wahrnehmbar war, wird plötzlich Distanz. Das ist jedoch nicht jene Art von Distanz, die dauerhaft auf Abstand hält, sondern eine verlockende Art des gefühlt unüberwindbaren Zwischenraums, den wir von nordischen Gestalten wie Hans Christian Andersens Schneekönigin oder Björk kennen. Je weiter sie sich vom Ohr entfernt, desto schneller erreicht sie die Seele.
Der Grundton der CD ist weiß. Dem aufdringlich monochromen, aber letztlich leeren Weiß, das die Waschmittereklame als „blütenrein“ bezeichnen würde, wird hier das gleißende Weiß von verharschtem Schnee entgegengesetzt, das deshalb so in den Augen brennt, weil es das Licht tausendfach bricht und bei genauem Hinsehen das komplette Spektrum des Regenbogens in winzige Farbpigmenten sprengt. Diese Tupfer verdichten sich in der Wahrnehmung schnell zu einem winterlichen Elfenflimmern. Die Gesamtheit dieser ungeheuer kleinteiligen Songs spricht eine unaufdringliche Einladung aus. Lea W. Freys Lieder und Interpretationen sind so leicht wie die klare Luft eines wolkenfreien Wintertags, aber sie eigenen sich keinesfalls zum Nebenbeihören. Sie wollen erobert, durchdrungen und verinnerlicht sein. Erst dann gewinnen sie an Wärme.
Auch auf der neuen CD sind wieder zahlreiche Klassiker aus der Rock-, Pop- und Folkgeschichte versammelt. Das Spektrum reicht von Bob Dylan, Nick Drake und den Beatles über The Smiths, The Cure und Depeche Mode bis hin zu The Verve oder Nirvana. Starke Lieder. Der Begriff Cover-Version wäre indes völlig fehl am Platze. Auch Adaption würde nicht greifen. Denn Lea W. Frey holt die Songs im Zustand ihrer Ur-Intention ab, in jenem Stadium, das der Materialisierung im Zeitgeist und letztlich dessen Prägung vorausging. Von dieser spirituellen Rohmasse der Lieder ausgehend, trifft sie eine Verabredung mit ihrer unverstellten Empfindung von Schönheit, Klarheit und Poesie. Sie reißt die Songs aus ihrem Zusammenhang, wertet sie um, erzählt mit ihnen eine neue und einzigartige Geschichte.
Es fällt auf, dass fast alle Stücke von Vorlagen stammen, die ursprünglich von Männern gesungen wurden. Lea W. Frey entdeckt das Weibliche im Männlichen, wie sie auch dem Albumtitel folgend das Gegenwärtige im Zukünftigen wachruft. Das einzige Stück, das von einer Sängerin stammt, ist Kate Bush’s „And Dream Of Sheep“. Sie mag es, den Kontext zu wechseln und selbst diese Wechsel in ihrer dynamischen Kontinuität noch zu brechen. Mit dem Zauber ihrer Stimme sucht sie das Eigene im Fremden und nimmt den Hörer so in ein Labyrinth der Farben und Formen mit. Am Ende wartet eine Art Paradiesgarten mitten im urbanen Alltag, von welchem sich die große vokale Verführerin weder freimachen kann noch will.
Lea W. Frey ist keine Einzelgängerin. Wie schon auf „We Can’t Rewind“ arbeitete sie fest mit Peter und Bernhard Meyer zusammen, die für jedes dieser kleinen funkelnden Liedertheater die passenden Kulissen aufstellen. Die Meyer-Brüder sind ebenso passionierte Geschichtenerzähler wie die Sängerin selbst. Ihre Klanggeschichten gehen mit den Songgeschichten von Lea W. Frey die perfekte Verbindung ein, in der die Stimme zum Klang und der Sound zur Stimme wird. „How soon is now“ ist viel elektronischer als sein Vorgänger, doch alle Elektronik wirkt immer noch zutiefst organisch. Kein Wunder, denn die Grundlagen für diese einfühlsamen Soundscapes sind einmal mehr rein akustisch auf Gitarre und Bass entstanden. So ist Lea W. Freys zweite CD für Traumton eines der ganz wenigen Kunstwerke, bei denen distanzierte Kühle auf der einen und organische Intimität auf der anderen Seite keinen Widerspruch, sondern ein stimmiges Ganzes ergeben.
Pressestimmen:
„Während tradierte Strukturen von Popsongs darauf abzielen, die Aufmerksamkeit in kurzer Zeit vertikal auf eine Klimax hin zu lenken, entwickeln Lea. W. Frey und ihre musikalische Gefährten die Songs in ihrer horizontalen Dimension. Im Verlauf eines Liedes modulieren sie Stimmungen von der lustvollen Präsenz eines Reggae zur weichen Scheu einer Ballade, von der Gelöstheit eines Indie-Stückes zum Drang nach Widerhall von Rockmusik.“ 2/15 Franziska Buhre
„Über allem liegt dann der Gesang von Lea W. Frey, der den Liedern Weite und Tiefe verleiht. Hier wird Gesang gelebt und nicht einfach nur gesungen.“ Musik an sich
„Eines der stimmungsvollsten Konzerte des Jahres.“ Die Kopfhörer, 8/14
„Es ist ein sanftes, aber merkliches Streifen entlang der Ohren in die Brust. Musikalisch ist das wirklich ganz hohe Kunst.“ Magdeburger Songtage
„Andi Haberl, den man von der Rockband The Notwist, aber auch vom Andromeda Mega Express Orchestra kennt, kann mit atemberaubender Leichtigkeit zwischen handfesten Rockgrooves und abstraktem Free Drumming changieren. Er gibt dem Sound von Lea W. Frey ein neues Gravitationszentrum und holt die anderen drei Musiker auf den Boden zurück, wenn sie in den Äther abheben“ Jazzthing 2/14
„Und sind es nicht genau diese kreativen Grenzgänger, die im modernen Jazz neue Türen öffnen? Davon kann es nie genug geben.“ Jazzthetik
„Lea W. Frey nimmt uns mit in den eiskalten Keller, nur um uns anschließend ans warme Sonnenlicht und auf die Frühlingsblütenwiese zu führen.“ Jazzdimensions